Angst ist als Thema in der Pflege von Menschen mit Demenz allgegenwärtig. Beispielsweise die Angst der Angehörigen, wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt. Angst im Themenfeld Demenz betrifft Demenzerkrankte, das soziale Umfeld und professionell Betreuende. In diesem Beitrag fassen wir für Sie in multimedialer Form alle Beiträge zusammen, die bis dato auf diesem Blog zum Schwerpunkt Angst erschienen sind.
Angst ist als Thema in der Pflege von Menschen mit Demenz allgegenwärtig. Beispielsweise die Angst der Angehörigen, wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt. Oder die Angst der Betroffenen nach der Diagnose. Angst im Themenfeld Demenz betrifft Demenzerkrankte, das soziale Umfeld und professionell Betreuende. Insbesondere in der Psychologie wurde viel zum Thema Angst geforscht. Wie erkennen wir Angst bei Menschen mit Demenz und Situationen, die Angst auslösen? Wie vermeidet man solche Situationen? Wie begleitet man Angst habende Personen und reagiert richtig?
Zum Einstieg in das Thema Sexualität und Demenz haben wir für Sie zwei Podcast-Beiträge ausgewählt, aus der Podcast-Serie “Die Pflegesprechstunde”.
Die Pflegesprechstunde: Die Angst vor der Angst. Interview mit Dr. Sigrun Schmidt-Traub
Im Interview mit der Verhaltenstherapeutin und Autorin Dr. Sigrun Schmidt-Traub wird zunächst ein Überblick über verschiedene Angststörungen geboten, die im Alter entstehen können, bevor der Fokus auf Demenz gelegt wird. Dies ist ein guter Einstieg in die Materie.
Die Pflegesprechstunde: Kriegstrauma und Demenz. Interview mit Sabine Bode
Viele Menschen, die heute im Pflegeheim untergebracht sind, gehören zu der sogenannten “Kriegsgeneration”. Die Journalistin Sabine Bode hat sich in mehreren Büchern mit dieser Generation beschäftigt. Dabei hat sie sich besonders mit dem Zusammenhang von Kriegstrauma und Demenz auseinandergesetzt.
Das Demenz des Monats: Umgang mit Angst in der Pflege. Video-Vortrag von Detlef Rüsing
Wer lieber einen Einstieg als Video in die Materie “Angst und Demenz” sucht, ist sicherlich mit einem Video-Beitrag aus der Serie “Das Demenzei des Monats” gut beraten, in dem Detlef Rüsing einige grundlegende Gedanken zum Thema äußert.
Angstbewältigung für professionell Pflegende: Einführung in die achtsamkeitsbasierte Meditation
Bei dem Thema “Angst und Demenz” denken wir wahrscheinlich zuallererst an die Betroffenen und die pflegenden Angehörigen. Mindestens genauso wichtig ist die Frage, wie professionell Pflegende im Umgang mit Menschen mit Demenz mit Angst umgehen.
Die Forschung hat längst bestätigt, dass zwischen Angst und Stress ein Zusammenhang besteht. Professionell Pflegende, die sich um zahlreiche Menschen kümmern, darunter Personen mit Demenz, haben häufig nur wenig Zeit pro Klient und sind durch die äußeren Rahmenbedigungen eng getaktet – gerade in Deutschland. Da ist Stress häufig vorprogrammiert, und zwar durchaus auch in dauerhafter Form, wie die hohen Burnoutraten in dieser Berufsgruppe jedes Jahr von Neuem belegen.
Marcus Klug hat einmal in einen längeren multimedialen Beitrag aufgeschlüsselt, inwieweit achtsamkeitsbasierte Meditation dazu beitragen kann, die Angst im Umgang mit Menschen mit Demenz in der Pflege zu reduzieren. Neben der Frage, was “achtsamkeitsbasierte Meditation” überhaupt bedeutet und was in der Forschung darunter verstanden wird, gibt es in diesem Beitrag auch zahlreiche Übungen und praktische Anleitungen, die professionell Pflegenden dabei helfen, produktiver mit Angst umzugehen.
Angst und Demenz – Literatur und Links
Wer mehr zum Zusammenhang von Angst und Demenz erfahren will, für den haben wir auch schon einmal zahlreiche empfehlenswerte Bücher und Fachartikel zusammengetragen. Darunter auch einzelne Bücher, die aus der Reihe tanzen. Etwa ein Buch mit der Geschichte von 48 Personen, die fünf Tage und Nächte in einem Gutshaus inmitten ausgedehnter Wälder verbrachten, um nach frei erfundenen und real existierenden Ängsten Ausschau zu halten. Aber selbstverständlich auch weiterführende Literatur und Links zum Schwerpunkt Demenz aus der Forschung, etwa eine Studie zum Zusammenhang von Angst, Musik und Demenz.
Dokumentation zur Tagung “Angst und Demenz”
Am 8. November 2017 war es endlich soweit. Wie in jedem Jahr, so veranstaltete das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) auch in diesem Jahr den Newsletter-Day. Das DZD veröffentlicht in der Regel drei- bis viermal pro Jahr einen Forschungsnewsletter (hier geht es zum Newsletter-Archiv), der von dem Philosophen und Pflegewissenschaftler Christian Müller-Hergl geschrieben wird. Und zu diesem Newsletter gibt es einmal pro Jahr eine Fachtagung.
In diesem Newsletter werden internationale Forschungsstudien zur Versorgung von Menschen mit Demenz themenzentriert auf zwei bis drei Seiten zusammengefasst. Ein solcher Forschungsnewsletter hat einen Umfang von etwa 50 Seiten, beginnt mit einem Editorial von Detlef Rüsing (Leitung des DZD) und überlässt es dann dem Leser, sich jene Forschungen herauszugreifen, die von Interesse sind.
Vor der Tagung “Angst und Demenz” beinhaltete unser Newsletter auch einige Zusammenfassungen zu Forschungen zum Themenkomplex Angst.
So berichtet beispielsweise eine Studie aus England von positiven Ergebnissen, was die Milderung von Ängsten und Depressionen bei Demenz anbelangt, nachdem auf systematische Weise einzelne verhaltenstherapeutische Interventionen für Menschen mit Demenz und Angststörungen beforscht worden sind.
Hier geht es zu diesem Forschungsnewsletter
Am 8. November begann der Newsletter-Day zum Thema “Angst und Demenz” mit einer Überraschung.
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Erich Grond – Gerontologe und Psychotherapeut mit den Schwerpunkten Altenpflege und Demenz – musste im Vorfeld aus Krankheitsgründen abgesagt werden. Dafür unterhielt sich Detlef Rüsing (Leiter des DZD) als Einstieg in den Fachtag mit Prof. Dr. Jan Ehlers, der in seiner Funktion als Vizepräsident der Universität Witten/Herdecke nicht nur die Grußworte sprach, sondern als Tiermediziner im Gespräch auch näher erläuterte, inwieweit Tiere wie Hunde von Demenz betroffen sein können, wie sich dabei ihre Angst äußert und welcher Zusammenhang zu uns Menschen besteht. Denn auch Hunde können im Alter Demenz bekommen, so Erkenntnisse aus der jüngsten Tierforschung. Und nicht selten verlieren sie dabei vermehrt die Orientierung, bellen und jaulen häufiger und können in der Nacht nicht mehr so gut schlafen, Verhaltensweisen, welche Pflegewissenschaftler als “herausfordernd” bezeichnen.
Eine weitere Überraschung war sicherlich auch das musikalische Programm der UW/Harmonists – A-cappella mit Stücken von der Renaissance bis heute gab es auch Stücke dabei, die etwas mit Angst zu tun hatten.
Es folgten Vorträge von den beiden Pflegewissenschaftlern Christian Müller-Hergl und Georg Franken – beides Mitarbeiter am DZD. Während Müller-Hergl in seinem Vortrag “Angst im Alter” zunächst danach fragte, welche spezifischen Ängste im Alter besonders stark ausgeprägt sind und was man dagegen unternehmen kann – etwa gegen die generalisierte Angststörung mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie – ging es in dem Vortrag “Angst und Demenz” von Franken insbesondere um den Zusammenhang mit Demenz und einzelne beforschte Maßnahmen im Umgang damit – etwa Fallbesprechungen.
Brückenschlag in die Praxis
Am Nachmittag stand vor allem die Praxis im Vordergrund. Detlef Rüsing eröffnete mit einem Überblick über verschiedene Pflegekonzepte, die im Alltag hilfreich sein können, etwa Validation nach Naomi Feil, Validation nach Richard oder der Personzentrierte Ansatz von Tom Kitwood. “Alle diese Ansätze”, so Rüsing, “haben gemeinsam, dass der einzelne Mensch mit Demenz in der Pflege in den Vordergrund tritt und damit der wertschätzende Umgang”.
Lesen Sie außerdem auch folgendes Interview mit Gudrun Schaade: “Angst und Demenz: Drei Fragen an Gurdrun Schaade”.
Gudrun Schaade – eine sehr erfahrene Ergotherapeutin – ging in ihrem Vortrag “Umgang mit Angst in der Demenz aus Sicht der Ergotherapie” vor allem auf die körperlichen Symptome der Angst ein, etwa erhöhte Aufmerksamkeit, erhöhte Muskelanspannung und erhöhte Herzfrequenz. Auf Demenz bezogen machte sie unter anderem auch an einem Filmbeispiel klar, wie die körperliche Wahrnehmung von Menschen stimuliert werden kann, wenn Geist und Körper aus dem Gleichgewicht geraten. Ausgleichsbewegungen – dazu gehören unter anderem solche Möglichkeiten wie Tauziehen oder schwere Gegenstände schieben, beispielsweise Hanteln oder mit Wasser gefüllte Flaschen, um den Körper wieder wahrzunehmen und die Angst zu lindern.
Lesen Sie als Ergänzung auch folgendes Interview mit Ansgar Schürenberg: “Angst und Demenz: Drei Fragen an Ansgar Schürenberg”.
Der Vortrag von Ansgar Schürenberg knüpfte an die ergotherapeutischen Ausführungen an. Schürenberg ist Experte für basale Stimulation. Sein Vortrag “Vertrauen erwecken – Basale Stimulation in der Pflege dementierender Menschen” veranschaulichte an einzelnen Beispielen, wie Vertrauen auf der Körperebene bei Menschen mit Demenz aufgebaut werden kann. Als Beispiel nannte er die atemstimulierende Einreibung. Die Pflegeperson kann gewissermaßen über diese Technik Vertrauen auf der Köperebene aufbauen, indem sie die Bewegung der Einreibung an den Atemrhythmus anpasst.
Den Abschluss zu dieser Veranstaltung markierte der Vortrag “Angst in der Beratungspraxis” von Jutta Meder. Sie ist Demenzfachberaterin und sowohl in der Alzheimer Gesellschaft als auch im Demenz-Servicezentrum Region Ruhr tätig. Was Beratung in diesem Zusammenhang bedeutet, wurde anhand eines recht plastischen Fallbeispiels aus der Beratungspraxis verdeutlicht: Eine Tochter hat Angst davor, beide Elternteile zu verlieren. Die Mutter dagegen als Ehefrau die Angst vor dem Alleinsein durch den Tod des Ehemannes, der an Demenz erkrankt ist. Für die Beraterin wie Meder ein Spannungsverhältnis. Auf der einen Seite das Wissen über Demenzerkrankungen, auf der anderen Seite das empathische Vermögen und das tiefergehende Verständnis von Familienkonstellationen.
Besuchen Sie auch unseren SlideShare-Kanal. Dort finden Sie einzelne Experten-Präsentationen zum Thema “Angst und Demenz” zum kostenfreien Download. Präsentationen von Christian Müller-Hergl, Georg Franken, Gudrun Schaade, Ansgar Schürenberg und Jutta Meder.
Hier der Link dazu.
Quellenangabe zu verwendeten Bildern:
- Titelbild: Photo by h.koppdelaney on Visualhunt / CC BY-ND
- Zeichnung mit 5-Minuten-Yoga-Übung: Marcus Klug
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.