Infografik: Interventionen bei herausforderndem Verhalten

Was mache ich, wenn Frau Meier denkt, wir hätten 1964? Es existieren zahlreiche nichtmedikamentöse Interventionen bei Demenz. Aber welche kommt jetzt für Frau Meier in Frage? Verschaffen Sie sich einen besseren Überblick mit der Infografik von Marcus Klug: von B wie “Basale Stimulation” über M wie “Milieutherapie” bis hin zu V wie “Validation”.

Vor längerer Zeit habe ich eine Infografik zu verschiedenen Therapie-Ansätzen aus der Psychotherapie in der zentralen Stadtbibliothek in Düsseldorf entdeckt, die wirklich gut gemacht war. Schon damals dachte ich mir, dass wir leicht den Überblick über mögliche Therapie-Ansätze verlieren können, wenn wir uns nicht näher mit den Hintergründen vertraut machen.

Eine Infografik kann bei der Beantwortung der Frage “Welcher Therapie-Ansatz ist der richtige?” einen ersten Überblick zwecks besserer Orientierung schaffen. Und eine ähnliche Frage stellt sich auch bei der Pflege von Menschen mit Demenz. Denn auch hier gibt es zahlreiche Interventionen, die prinzipiell in Frage kommen, je nachdem, in welchem Stadium sich jene Person mit Demenz befindet, die wir pflegen, und mit welcher Art von Problem wir konfrontiert werden:

  • Bezieht sich das Problem auf den Geist?
  • Bezieht sich das Problem auf den Körper und/oder die Emotionen?
  • Bezieht sich das Problem auf die Umwelt?

Zur besseren Orientierung habe ich deshalb für Sie die oben angeführte Infografik “Interventionen bei herausforderndem Verhalten in der Versorgung von Menschen mit Demenz” als DIN A3-Format erstellt: http://dzd.blog.uni-wh.de/wp-content/uploads/2015/04/M.Klug_Infografik_Interventionen-bei-Demenz.png.

Die grundlegenden Informationen zu meiner Grafik stammen übrigens aus dem Forschungsbericht “Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe” von 2007, herausgegeben vom Bundesministerium für Gesundheit. Sie finden in diesem Bericht wirklich hilfreiche vertiefende Informationen zu “Herausforderndem Verhalten”, etwa zu dem Begriff und zum Forschungsstand. Der Bericht enthält ebenso Hintergrundinformationen zu einzelnen Interventionen wie unter anderem “Basale Stimulation”, “Milieutherapie” und “Validation”. Den Link zu diesem Bericht habe ich Ihnen im unteren Teil unter “Weiterführende Literatur und Links” beigefügt.

Interventionen bei Demenz: Geist, Körper, Emotionen, Umwelt

Es handelt sich bei den Interventionen nicht nur um verschiedene Therapie-Ansätze. In meiner Infografik habe ich deshalb beispielsweise unter dem Begriff “Erinnerungstherapie” auf diese Einschränkung hingewiesen: “Als Erinnerungstherapie wird das Einbeziehen biografisch relevanter Interessen, Neigungen und Vorlieben bezeichnet. Wobei es sich eher um eine Haltung als um ein eigenständiges therapeutisches Verfahren handelt”.

Als ich mir die verschiedenen Ansätze näher angeschaut habe, ist mir außerdem aufgefallen, dass man diese Ansätze schwerpunktmäßig unterteilen kann. Daher habe ich mich insgesamt für neun Interventionen entschieden, die ich drei Schwerpunkten zugeordnet habe: “Geist”, “Emotionen/Körper” und “Umwelt”. Selbstverständlich existieren bei dieser Einteilung auch gewisse Überlappungen: So lässt sich die “Musiktherapie” zum Teil auch dem kognitiven Bereich unter “Geist” zuordnen. So können beispielsweise Menschen mit einer Alzheimer-Demenz im fortgeschrittenen Stadium keine komplexeren Musikstücke mehr auf solchen Instrumenten wie auf einem Klavier, einem Saxophon oder einem Schlagzeug spielen. Auf der anderen Seite können aber sehr wohl noch Lieder und/oder Melodien gesungen werden, die im Langzeitgedächtnis verhaften geblieben sind.

Was die Emotionen anbelangt, so kann Musik aber auch ohne Verständigung auskommen und so ohne den Umweg über das Denken unsere Emotionen erreichen, die unabhängig von der geistigen Verfassung bis zuletzt erhalten bleiben. Neben “Emotionen” habe ich solche Interventionen in meiner Grafik unter dem Schwerpunkt “Emotionen/Körper” hinzugefügt, die sich auf den Körper beziehen: das Konzept der “Basalen Stimulation”. Oder solche Ansätze wie “Validation”, die innerhalb der Kommunikation stark auf Emotionen und sinnliche Wahrnehmung angelegt sind.

Fazit

Die Interventionen, die bei der Lösung von Problemen in der Pflege von Menschen mit Demenz angeboten werden, lassen sich nur zum Teil mit Therapie-Ansätzen vergleichen, wie sie aus der Psychotherapie bekannt sind, etwa die “Kognitive Verhaltenstherapie”. Ein derartiger Ansatz bietet sich bei Demenz nur dann an, wenn das Gedächtnis noch relativ gut funktioniert und analytischere Gespräche und reflexives Denken möglich sind. Im späteren Stadium einer Demenzform wie Alzheimer kommen solche Ansätze dagegen nicht mehr in Frage. Man kann dann auch nicht mehr von Therapien in konventionellen psychotherapeutischen Sinne sprechen. Daher ist der Begriff “Interventionen” in der Pflege von Menschen mit Demenz möglicherweise der geeignetere Begriff. Ein gutes Beispiel dafür ist die “Basale Stimulation”. Wer z. B. bei der Körperpflege bewußt unterschiedliche Reize einsetzt, hilft dem Kranken, Körper und Umwelt besser wahrzunehmen (etwa durch leichten Druck beim Einseifen oder durch Massieren).

Im Anhang finden Sie weiterführende Quellen zu den verschiedenen Interventionen. Außerdem habe ich den Link zu dem Bericht “Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe” beigefügt.

Weiterführende Literatur und Links

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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