Doppelbesprechung: Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies

Die Versorgung von Menschen mit einer chronischen Krankheit kann schnell zur Überforderung führen. Mit Hilfe der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) können Sie Ihr emotionales und psychisches Wohlbefinden verbessern. Entscheidend ist dabei, dass diese Methode auch außerhalb des therapeutischen Milieus eingesetzt werden kann, also auch in der professionellen Pflege und anderen Gesundheitsberufen.

Die “Für Dummies”-Reihe ist eine umfangreiche Reihe von Sachbüchern im Taschenbuchformat. Laut Verlag vermitteln die Bücher in gut aufbereiteter und leicht fasslicher Form komplexe Themen an Leser, die im jeweils behandelten Thema weitestgehend unerfahren sind. Der Titel der Reihe ist also nicht wortwörtlich gemeint ;-)

Das Buch “Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies” und das dazugehörige Tagebuch mit weiteren Übungen kann ich uneingeschränkt für solche Personen empfehlen, die beispielsweise wissen wollen, wie sich Stress im Pflegealltag besser bewältigen lässt. Die beiden Autoren Rhena Brunch und Rob Willson verfügen über langjährige praktische Erfahrungen im Bereich der Kognitiven Verhaltenstherapie.

Dabei ist für mich in der Besprechung dieser beiden Bücher entscheidend, dass sich einzelne Versatzstücke aus der Kognitiven Verhaltenstherapie auch außerhalb des therapeutischen Milieus einsetzen lassen. Wer etwa Probleme im Umgang mit bestimmten Emotionen wie Wut und Aggression in der Versorgung von Menschen mit Demenz hat und immer wieder in Situationen hineingerät, die zur Belastung führen, für den kann eine praktische Auseinandersetzung mit der Kognitiven Verhaltenstherapie sehr lohnenswert sein. Worauf es dabei ankommt, ist der Fokus dieser Doppelbesprechung.

Ein paar grundsäzliche Gedanken zur Kognitiven Verhaltenstherapie

Die Versorgung von Menschen mit einer chronischen Krankheit wie Alzheimer kann in einzelnen Phasen zu länger anhaltenden negativen Stress führen, was die kognitive und emotionale Verarbeitung anbelangt. Setzt man an dieser Schnittstelle beispielsweise das der stresstheoretischen Tradition entstammende Coping-Konzept zugrunde (von englisch to cope with, „bewältigen, überwinden“), so werden die Ursachen für Stress insbesondere nach der individuellen Fähigkeit beurteilt, inwieweit einzelne Individuen mit einer Krankheitssituation umgehen und diese bewältigen. Das Coping-Konzept zielt auf die individuelle Ebene und die vom Individuum bei Stressoren zu erbringenden innerpsychischen, kognitiven und emotionalen Verarbeitungs- und Reorientierungsleistungen ab.

Eine ähnliche Frage stellt sich auf der anderen Seite aber auch für diejenigen Personen, die im professionellen Sinne pflegen. Je nach Intensität, Bezug und Aufwand, der sich in der Pflege einer Person ergibt, die an einer chronischen Krankheit wie Alzheimer leidet, kann auch die Pflegeperson in stark belastende Situationen hineingeraten, wenn Sie nicht ausreichend gelernt hat, negative Emotionen wie Wut und Aggression im kognitiven und emotionalen Sinne auf eine produktivere Art zu verarbeiten. Es kann nämlich gut sein, dass genau die Strategien, auf die Sie sich bei der Bewältigung Ihrer momentanen emotionalen Probleme stützen, Ihre Probleme noch weiter nähren.

Zu den Strategien, die oft zur Bewältigung von Problemen herangezogen werden, zählen unter anderem:

  • angstauslösende Strategien vermeiden
  • sich zurückziehen und isolieren
  • Zwangsverhalten (etwa kontrollieren, säubern oder waschen)
  • sich selbst und andere in Gedanken kritisieren
  • Interaktionen mit anderen Menschen vermeiden

Statt allerdings von Verarbeitungs- und Reorientierungsleistungen zu sprechen, würde ich bei einer Person, die im professionellen Sinne pflegt, eher von Verarbeitungs- und Restrukturierungsleistungen sprechen. Darunter verstehe ich die Kompetenz, sich nicht zu stark von negativen Emotionen beeinflussen zu lassen, sondern diese Emotionen, wenn sie tatsächlich als zu stark belastend empfunden werden, durch Gedanken und Verhaltensmuster zu ersetzen, die zu einer neuen Bewertung führen. “Ich versuche, die Funktionen und Konsequenzen des eigenen Handelns im Kontext der jeweiligen emotionalen Probleme besser zu verstehen und schädliche Denkweisen und Überzeugungen durch nützlichere Alternativen zu ersetzen”, wäre der passende individuelle Ansatz dazu.

Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies: Der Methodenkoffer für erfolgreiche Stressbewältigung

Wenn Sie mich fragen, warum professionell Pflegende das Buch “Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies” lesen (bzw. ducharbeiten) sollten, so würde ich sagen, dass diese Methode vor allem dazu dienlich sein kann, eigenen negativen Gedanken, Emotionen und Verhaltensmustern besser auf die Spur zu kommen, auf systematische Weise zu reflektieren (im Nachgang, etwa in der Form eines Tagebuchs) und durch nützlichere Alternativen zu ersetzen. In der Pflege von chronisch kranken Personen kann das meiner Meinung nach sehr hilfreich sein – vor allem in der Verarbeitung von einzelnen Stresssituationen, die mit negativen Gedanken und Emotionen zusammenhängen, und die immer wieder auftreten im Sinne von Mustern und Schleifen.

Die Essenz aus knapp 400 Seiten Lektüre besteht für mich aus vier Seiten. Diese vier Seiten und weitere Kommentare dazu, habe ich in den vier folgenden Darstellungen zusammengeführt. Sie können diese Dokumente aber auch auf einfache Weise – beispielsweise in Microsoft Word  – selber zusammenstellen und für Ihr eigenes kognitives Verhaltenstraining in der Pflegepraxis nutzen. Und selbstverständlich macht es zudem auch Sinn, sich selber das Buch “Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies” zu besorgen, wenn man die Grundlagen zu diesem Therapieansatz noch weiter für sich studieren möchte. Als weitere Ergänzungen zu diesem Buch und dem Tagebuch gibt es zudem noch ein Übungsbuch und ein Hörbuch, je nachdem, welches Medium sie vorziehen, und wie intensiv Sie sich mit diesem Ansatz auseinandersetzen wollen.

ABC-Komponenten eines Problems

Die Buchstaben A, B und C stehen für die drei Begriffe A= activating event (auslösendes Ereignis), B= beliefs (Überzeugungen) und C= consequences (Konsequenzen). In der Kognitiven Verhaltenstherapie wird davon ausgegangen, dass Stress im kognitiven, emotionalen und psychischen Sinne zuallererst im Kopf entsteht und dann im weiteren Verlauf ebenso einen Einfluss auf unseren Körper und unser Verhalten ausübt. Im Kern geht es darum, sich genauer mit einzelnen Emotionen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, die für unsere mentale Gesundheit schädigend sind und diese durch weniger schädigende Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen zu ersetzen.

Wichtig ist außerdem noch, dass ein Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung stattfinden sollte, etwa im Bereich von Verhaltensexperimenten, die dazu dienen, eigene Theorien über Menschen praktisch zu überprüfen. Wenn Sie beispielsweise als Pflegeperson der Meinung sind, dass Ihre Patientin Frau Meier, die an Alzheimer leidet, nicht mehr mit Ihnen redet, weil sie Sie als Person als unsympathisch empfindet, können Sie Ihre Theorie über Frau Meier in einem Verhaltensexperiment empirisch überprüfen.

Sie legen dann Ihre Theorie im Vorfeld fest, planen Ihr Experiment so präzise wie möglich, erfassen, was tatsächlich passiert ist und schreiben sich schließlich in einem finalen Schritt auf, was Sie angesichts der Ergebnisse über Ihre Prognosen oder Theorie gelernt haben. Im (Pflege-)Alltag ist es häufiger so, dass wir Annahmen über Personen treffen, die so nicht stimmen müssen. So lange wir diese Annahmen aber nicht überprüfen, sind wir auch weiterhin von diesen überzeugt. Entscheidend ist der Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Und hierzu kann ein Verhaltensexperiment durchgeführt werden.

In der Kognitiven Verhaltenstherapie nennt man übrigens falsche Annahmen über Personen und soziale Begebenheiten auch Denkfehler. Derartige irrtümliche Annahmen über Personen und Situationen können also im Pflegealltag ebenso mit Denkfehlern zusammenhängen.

Hier eine Liste mit möglichen Denkfehlern, die auch in stressigen Situationen häufiger anzutreffen sind:

  • Male ich gleich den Teufel an die Wand? (Katastrophieren)
  • Denken ich in Extremen? (Alles-oder-nichts-Denken)
  • Neige ich zu verallgemeindernden Schlüssen? (Übergeneralisierung)
  • Konzentriere ich mich auf das Negative und übersehe dabei das Positive? (Selektive Wahrnehmung)
  • Mache ich aus etwas Positivem etwas Negatives? (Entwertung des Positiven)
  • Stempel ich mich generell als Versager, als wertlos oder nutzlos ab? (Etikettierung)
  • Höre ich zu sehr auf meine negative Gefühlslage, anstatt auch die positiven Tatsachen wahrzunehmen? (Emotionales Denken)
  • Nehme ich die Dinge zu persönlich? (Personalisierung)
  • Verwende ich häufig die Wörter “müssen” und “nicht dürfen”? (Selbstansprüche sind zu hoch)

Kritik an der Kognitiven Verhaltenstherapie

Einzelne Psychotherapeuten, Biologen, Neurologen, Genetiker und Soziologen haben den Therapeuten der Kognitiven Verhaltenstherapie immer wieder entgegengehalten, so Branch und Willson in ihrem Buch, dass die Problemstellung häufig viel komplexer sei, wie auch in der oben angeführten Grafik “ABC-Komponenten eines Problems” bereits zu sehen ist. In der Grafik sind das die Punkte unter “Ereignisse”, also jene Punkte, die mit Umwelteinflüssen zusammenhängen, und die nicht nur auf die kognitiven, psychischen oder emotionalen Probleme einer einzelnen Person zurückgeführt werden können.

Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass einzelne Menschen bis zu einem gewissen Grad auch selbstverantwortlich für positive Veränderungen sind, was etwa den Umgang mit negativen Emotionen und Stress anbelangt. Und hierbei kann die Kognitive Verhaltenstherapie im methodischen Sinne durchaus sehr hilfreich sein. Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass etwa das Arbeitsklima in einer bestimmten Gesundheitsorganisation einfach nicht stimmt, etwa in einer einzelnen Abteilung im Pflegeheim oder im Krankenhaus. In diesem Fall wären dann dementsprechend andere Strategien im Umgang mit Stress gefragt, weil die Ursachen eher auf der systemischen Ebene zu suchen sind.

Wenn beispielsweise die Personalpolitik darin besteht, permanent Stellen zu kürzen und gleichzeitig der Stress unter einzelnen Kollegen innerhalb eines Teams bzw. einer einzelnen Abteilung in der Versorgung von Patienten immer weiter zunimmt, hängen die Ursachen für Stress mehr mit den organisationalen Rahmenbedigungen zusammen. Wenn sich ein derartiges Problem auf längere Sicht nicht verändert, wäre es ratsam, die Exit-Strategie zu wählen (Ausstieg aus dem Unternehmen). Zudem wirken natürlich auch biologische und genetische Faktoren, unsere ganz persönliche Geschichte, unser Umfeld und unser Gehirn darauf ein, wie wir fühlen, denken und handeln, so Branch und Willson. Damit sind insbesondere solche Faktoren angesprochen, auf die wir nur begrenzt oder gar nicht einwirken können.

Das ABC-Formular 1

Zur erneuten Erinnerung: A, B und C stehen für die drei Begriffe A= activating event (auslösendes Ereignis), B= beliefs (Überzeugungen) und C= consequences (Konsequenzen). Das ABC-Formular dient als Vorlage dazu, genauer zu hinterfragen, welche Gefühle in bestimmten Situationen in der Versorgung von Menschen mit Demenz ausgelöst worden sind. Dabei werden Sie weiter darüber nachdenken, wie Sie bei der Auslösung von bestimmten Ereignissen gedacht, gefühlt und gehandelt haben.

Die erneute Begegnung mit Frau Meier, die an Alzheimer leidet, und die so gut wie gar nicht mit Ihnen auf der verbalen Ebene kommuniziert, obwohl sie das noch ohne Weiteres könnte (Frühphase einer Demenz), kann möglicherweise dazu geführt haben, dass Sie innerlich wütend sind. Nun kann Ihre Strategie in dieser Situation darin bestehen, dass Sie die Kommunikation mit Frau Meier nunmehr auf ein Minimum beschränken, was als Vermeidungsverhalten analysiert werden kann. Mit Hilfe des ABC-Formulars können Sie derartigen Problemen besser auf die Spur gelangen. Unter “Denkfehler” habe ich außerdem noch einmal einige wesentliche Denkfehler aufgelistet, die in solchen Situationen häufig gemacht werden, also in Situationen, die stärker von Emotionen oder Affekten geprägt sind.

Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Reaktionen in solchen Situationen möglichst zeitnah dokumentieren, weil sie diese sonst wieder vergessen. Natürlich ist es im Tagesgeschäft nicht immer möglich, relativ zeitnah zu dokumentieren. Mein Vorschlag dazu: Nutzen Sie beispielsweise die Abendstunden dazu oder solche Zeiten, in denen Sie die Zeit und ausreichend Ruhe dazu haben. Ein solches Dokument auszufüllen, dauert nicht länger als fünf Minuten. Ich würde ein derartiges Formular zur Reflexion außerdem nur dann benutzen, wenn Situationen im Pflege- bzw. Berufsalltag auftreten, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen können oder in solchen Situationen, die immer wieder in der Pflege von bestimmten Personen auftreten, die Sie stark emotional belasten.

Das ABC-Formular 2

Das ABC-Formular 2 ist noch einmal etwas detaillierter angelegt, enthält aber im Kern folgende Punkte: das auslösende Ereignis, die dazughörigen Überzeugungen, das daraus resultierende Verhalten und schließlich das Reflektieren dieser Überzeugungen und Verhaltensweisen, um eventuell (wenn nötig) zu einer neuen Perspektive zu gelangen. In dem Formular sind außerdem einzelne Beispiele zu jeder Spalte enthalten, die hier ausgefüllt werden soll.

Protokollvorlage für Verhaltensexperimente

Wir hatten schon im oberen Teil näher besprochen (unter der Überschrift “ABC-Komponenten eines Problems”), worin ein Verhaltensexperiment bestehen kann, und warum man solche Experimente durchführen sollte. Im Wesentlichen geht es dabei darum, die eigenen Gedanken mit dem sozialen Umfeld abzugleichen, also Selbst- und Fremdwahrnehmung in einem realistischen Bezugsrahmen aufeinander zu beziehen, um daraus weitere Erkenntnisse, Strategien oder Lerneffekte abzuleiten.

Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies: Das Tagebuch als Begleiter

Neben dem Buch “Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies” bietet es sich im praktischen Sinne an, eine Kognitive Verhaltenstherapie zu einem spezifischen individuellen Problem in der Form eines Tagebuchs zu durchlaufen. Auch ohne Therapeuten oder “echte psychische Probleme” kann dieser Ansatz außerhalb des therapeutischen Milieus angewendet werden.

Ich selbst benutze aktuell ein solches Tagebuch, um mein Selbstmanagement noch weiter zu optimieren. Wer beispielsweise viele Ideen gleichzeitig hat (was bei mir der Fall ist) und zudem beruflich in einem Feld arbeitet, in dem zahlreiche Ablenkungsmöglichkeiten existieren (was bei mir ebenfalls der Fall ist, denn ich beschäftige mich hauptmäßig mit Wissenskommunikation und sozialen Medien in meinem Job beim Dialog- und Transferzentrum Demenz), für den kann es sinnvoll sein, für mehr Fokus im Denken zu sorgen. Aus diesem Grund führe ich ein solches Tagebuch, mache jeden Tag zwei Minuten Meditation (die Kurzform nach Leo Babauta: “Die zwei wichtigsten Minuten Deines Lebens”) und laufe mindestens 30 Kilometer pro Woche.

Grundsätzlich durchläuft man bei einem solchen Tagebuch ein Zwölf-Wochen-Programm. Jeder Tag dieses Programms, so Branch und Willson, dient dazu, zu konstruktiver Selbsthilfe anzuleiten. Bei den meisten Tagen geht es entweder um einen wichtigen Aspekt, über den Sie nachdenken sollen, oder um eine kurze Übung. Es sind zum Teil wirklich tolle Übungen dabei, zum Beispiel fünf Musikstücke zu einer zentralen Fragestellung auszusuchen. In meinem Fall: Welche Emotionen hängen mit dem Abschweifen und Fokussieren von Gedanken zusammen?

Ich habe dazu beispielsweise folgenden Song von Peter Fox entdeckt:

Ganz wesentlich ist im Vorfeld zu diesem Zwölf-Wochen-Programm, dass Sie sich fragen, welche elementaren Gefühle oder Verhaltensweisen Sie verändern möchten. Dazu entwirft man auch einen konkreten “Genesungsplan”: “Was wollen Sie mithilfe der Kognitiven Verhaltenstherapie in den nächsten zwölf Wochen erreichen?”.

Hier ein paar Beispiele für die Übungen, die man in diesem Tagebuch durchläuft:

  • Tag 1: Die Probleme benennen
  • Tag 2: Ziele anstreben
  • Tag 7: Eine Pause einlegen und zurückblicken ;-)
  • Tag 11: Inspiration suchen
  • Tag 12: Über den Menschen schreiben, den Sie lieben
  • Tag 22: Sich von negativen Gedanken distanzieren
  • Tag 41: Ängsten begegnen
  • Tag 46: Ein Blick auf die Gesundheit
  • Tag 66: Hoffnungen, Träume und Hobbys
  • Tag 84: Verbindungen aufrechterhalten

Für Skeptiker: Branch und Willson schreiben, dass die Inspiration zu dieser Art von Tagebuch von den Menschen kam, die zu Ihrer Therapie gegangen sind und die regelmäßig festhielten, was sie im Verlauf der Therapie gelernt hatten. Sie machten die Beobachtung, dass diejenigen unter ihren Patienten, die ihre Lebenserfahrungen aufschrieben, sich besser von ihren Problemen erholen konnten. Darüber hinaus haben Forschungen gezeigt, dass das “expressive Schreiben” zu einer wesentlich schnelleren “Genesung” beitragen kann.

Fazit

Mit der Kognitiven Verhaltenstherapie liegt eine Methode vor, die auch außerhalb des therapeutischen Milieus angewendet werden kann, um häufiger auftretende stressigen Situationen in der Versorgung von Menschen mit Demenz auf produktivere Art zu verarbeiten. Die Methode ist aber ebenso in anderen beruflichen Situationen außerhalb der Pflege einsetzbar, um länger anhaltenden negativen Stress erfolgreich zu bekämpfen, etwa in anderen Gesundheitsberufen.

Die Grenze des Erfolges dieser Methode ist wiederum daran zu bemessen, inwieweit einzelne emotionale Probleme als Muster bewertet werden können, die immer wieder auftreten, solange keine Alternativen dazu entwickelt worden sind.

Des Weiteren gibt es selbstverständlich auch solche Faktoren, die mit Stress zusammenhängen, die eher auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sind. Bei derartigen Faktoren ist die Kognitive Verhaltenstherapie der falsche Ansatz und daher unbrauchbar. Zu derartigen Faktoren gehören beispielsweise biologische und genetische Faktoren oder Probleme auf der organisationalen Ebene einer Institution, die zu negativen Stress beitragen.

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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