Im Rahmen des Formats “Das kleine ABC der Emotionen” hat Marcus Klug Prof. Dr. Martina Piefke (Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens an der Universität Witten/Herdecke) interviewt, die auf dem Gebiet der kognitiven und klinischen Neurowissenschaften forscht. Im Video-Interview geht es um das Erkennen von Emotionen aus neurobiologischer Perspektive und den Zusammenhang zur Demenz.
Hier der Link zum vierteiligen Video-Interview mit Prof. Dr. Martina Piefke (Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens an der Universität Witten/Herdecke): http://www.uni-wh.de/gesundheit/pflegewissenschaft/institute-und-einrichtungen/dialogzentrum-demenz-dzd/. Zu dem Interview existiert außerdem ein Glossar, in dem wichtige Begriffe aus der Emotionsforschung und Neurobiologie erklärt werden. Hier der Link dazu: http://dzd.blog.uni-wh.de/das-kleine-abc-der-emotionen-glossar-zum-interview-mit-martina-piefke/#more-6664.
Warum sind Emotionen wie Freude oder Trauer in den Gesichtern von Demenzbetroffenen häufig nicht mehr erkennbar? Um eine derartige Frage zu beantworten, ist es wichtig, sich näher mit der Neurobiologie unserer Emotionen vetraut zu machen. Denn in unserem Gehirn existieren bestimmte Areale, die für das Erkennen von Emotionen eine wichtige Rolle spielen.
Wenn die kognitive Verarbeitung von einzelnen Emotionen nicht mehr richtig funktioniert, kann es in Beziehungen zu Störungen kommen. Dies ist z. B. bei Alzheimerpatienten in der Pflege der Fall. Die Emotionsbeziehung ist bei bei Alzheimerpatienten in den meisten Fällen schon sehr früh gestört. Anders verhält es sich bei der frontotemporalen Demenz, hier sind die sog. Spiegelneuronen betroffen.
Spiegelneuronen sind ein Resonanzsystem im Gehirn, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringt. Wenn dieses System nicht mehr richtig funktioniert, gelingt es den betroffenen Personen nicht mehr richtig, passend auf die Emotionen anderer Menschen zu reagieren.
Im Video-Interview mit Frau Prof. Dr. Martina Piefke geht es darum, wesentliche Erkenntnisse zum Erkennen von Emotionen bei Demenz aus neurobiologischer Perspektive zu vermitteln. Zudem werden einzelne Areale unseres Gehirns vorgestellt, die mit der kognitiven Verarbeitung von Emotionen zusammenhängen, etwa die Amygdala oder das limbische System. Da Martina Piefke zugleich Psychologin ist, wechselt sie im Interview sporadisch die Perspektive. Denn der praktische Umgang mit Emotionen gestaltet sich in der professionellen Pflege in vielen Fällen nicht gerade leicht, insbesondere bei Personen, die von Demenz betroffen sind. Hier geht es auch um psychologisches Geschick und Aufmerksamkeit.
Der Überblick zu den vier Teilen des Video-Interviews mit Martina Piefke:
- Teil 1: Zum aktuellen Stand der Emotionsforschung Wie lassen sich Emotionen aus neurobiologischer Sicht erkennen? Wie steht es um das Verhältnis von Emotionen und Demenz? Der erste Teil ist als Einstieg in die Thematik konzipiert. Zugleich werden alle anderen Teile kurz angerissen, um einen Überblick zu gewährleisten.
- Teil 2: Die Spiegelneuronen − Warum Emotionen ansteckend sind Um die Emotionen von anderen Menschen besser zu verstehen, ist die Fähigkeit zur Empathie gefragt. Die Spiegelneuronen sind gewissermaßen die neurobiologische Entsprechung dazu. Wenn die Spiegelneuronen nicht mehr richtig funktionieren − etwa bei einer frontotemporalen Demenz − gelingt es den betroffenen Personen nicht mehr richtig, passend auf die Emotionen anderer Menschen zu reagieren.
- Teil 3: Die Neuroanatomie der Emotionen Dieser Teil versteht sich als ein kurzer Ausflug in die Neuroanatomie unserer Gefühle. Welche Areale in unserem Gehirn sind im besonderen Maße für die Verarbeitung von Emotionen zuständig?
- Teil 4: Demenz und Emotionen Warum funktioniert die Spiegelung von Emotionen bei Demenz nicht mehr richtig? Inwieweit ist das abhängig von der Demenzform? Im abschließenden Teil wird noch einmal genauer auf den Zusammenhang zur Demenz eingegangen und Antworten auf wichtige Fragen im Umgang mit Emotionen bei Demenz gegeben.
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: vrot01 / www.flickr.com
Prof. Dr. Martina Piefke ist Lehrstuhlinhaberin des Lehrstuhls für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens an der Universität Witten/Herdecke. Sie arbeitet auf dem Gebiet der kognitiven und klinischen Neurowissenschaften. Sie interessiert sich zudem im besonderen Maße für die Untersuchung des kognitiven Alterns und möglicher Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz im höheren Alter. Kontakt: martina.piefke@uni-wh.de.
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.