Warum sind Emotionen wie Freude oder Trauer in den Gesichtern von Demenzbetroffenen häufig nicht mehr erkennbar? Die Tagung des Dialog- und Transferzentrums Demenz am 28. Februar 2014 gibt Antwort auf diese Frage und beleuchtet das Erkennen von Emotionen aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven.
Patienten mit einer Alzheimer-Demenz können häufig mit Emotionen nicht so umgehen wie andere Menschen. Zum einen erkennen sie Emotionen wir Freude oder Trauer in den Gesichtern ihrer Gegenüber nicht mehr. Das liegt nach jetzigem Stand der Wissenschaft an einer Störung in einer Gehirnregion namens Entorhinaler Kortex im sog. medialen Temporallappen. Sie ist u. a. auch für das Erkennen von Emotionen von Bedeutung. Daher ist die Emotionsbeziehung schon sehr früh bei Alzheimerpatienten gestört. Anders verhält es sich bei der frontotemporalen Demenz, hier sind die sog. Spiegelneuronen betroffen. Sie sind ein Resonanzsystem im Gehirn, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringt. Wenn dieses System nicht mehr richtig funktioniert, gelingt es den betroffenen Personen nicht richtig, passend auf die Emotionen anderer Menschen zu reagieren. Da bei der frontotemporalen Demenz dieses System direkt betroffen ist, sagt man auch vielen Betroffenen nach, dass sie sich “auffällig” und “unsozial” verhalten würden
Forschungswissen zum Umgang mit Emotionen nutzen: Herausfordernde Verhaltensweisen besser bewältigen
Herausforderndes Verhaltenweisen wie etwa Schreien und Rufen kommen im Pflegealltag regelmäßig vor – professionelle Pflegekräfte sind dazu aufgefordert, den Ursachen für solche Verhaltensweisen näher auf den Grund zu gehen. Was können professionelle Pflegekräfte von der Forschung zur Lösung derartiger Probleme lernen? Darum geht es bei der Tagung „Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen in der Pflege Demenzerkrankter“ des Dialog- und Transferzentrums Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke am 28. Februar 2014 von 9 bis 16 Uhr.
Die Tagung vermittelt grundlegendes Wissen zur Erkennung und zum Umgang mit Emotionen speziell mit Demenzerkrankten aus verschiedenen (Forschungs-)Perspektiven: Zunächst aus der Sicht der Neurobiologie (“Demenz und Emotionen – Wichtige Ergebnisse der Forschung aus neurobiologischer Perspektive” – Vortrag von Prof. Dr. Martina Piefke ), dann aus der Sicht der Medizin („Demenz und Bindung – Die Bedeutung von Beziehung für die Arbeit mit Menschen mit Demenz“ – Vortrag von Dr. med. Wilhelm Stuhlmann), dann verstärkt mit pflegerischem Bezug („Das Projekt Demian – Warum besondere Momente für Menschen mit Demenz wichtig sind“ – Vortrag von Dr. phil. Marion Bär) und schließlich auch aus eher unkonventioneller Perspektive am Beispiel des Clowns („Beziehungsarbeit und Humor“ – Aktion von Ulrich Fey).
Vor der Tagung wird auf dem Blog des DZD das Format „Das kleine ABC der Emotionen“ angeboten, in dem verschiedene Experten zu Wort kommen, die u. a. auf folgende Themen näher eingehen: Emotionen erkennen in der Pflege, Emotionen erkennen aus neurobiologischer Perspektive, Zusammenhang Demenz und Persönlichkeit. Hier geht es zum Überblick: http://dzd.blog.uni-wh.de/startschuss-zu-einer-neuen-reihe-das-kleine-abc-der-emotionen/#more-5866. Das komplette Veranstaltungsprogramm (Flyer) finden Sie unter: http://dzd.blog.uni-wh.de/wp-content/uploads/2013/12/DZD-Newsletterday-28-02-2014.pdf. Nach der Tagung wird außerdem ein multimedialer Tagungsband mit zusätzlichem Video- und Bild-Material veröffentlicht.
Die Tagung scheint ein wichtiges Thema aufzugreifen, denn sie war bereits nach wenigen Wochen ausgebucht. Für Journalisten ist eine Teilnahme zur Berichterstattung aber selbstverständlich möglich.
Weitere Informationen zur Tagung bei Detlef Rüsing, (0) 2302 / 926-306, E-Mail: dialogzentrum@uni-wh.de
Weitere Informationen zum Format „Das kleine ABC der Emotionen“ und zum multimedialen Tagungsband bei Marcus Klug, (0) 2302 / 926-319, E-Mail: marcus.klug@uni-wh.de
Über die UW/H:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.750 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Über das DZD:
Das DZD – finanziert vom Pflegeministerium NRW und den Landesverbänden der Pflegekassen NRW – ist eine Säule der 2004 gegründeten Landesinitiative Demenzservice NRW und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis. Die Tagung „Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen in der Pflege Demenzerkrankter“ und der multimediale Tagungsband, der im Anschluss an die Tagung erscheinen wird, gehören zur Arbeit des Institutes im Bereich der Wissensvermittlung an Praktiker aus der Pflege. Für diese Arbeit hat das DZD im Jahre 2013 den Agnes-Karll-Pflegepreis gewonnen.
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: vrot01 / www.flickr.com