Startschuss zu einer neuen Reihe: Das kleine ABC der Emotionen

Liebe Leserinnen und Leser,

wissen Sie eigentlich, wie Sie passend auf Gefühlsausbrüche im Pflegealltag reagieren können? Was unternehmen Sie beispielsweise, wenn Demenzbetroffene immer häufiger laut rufen und schreien? Der Umgang mit Emotionen stellt in der Pflege ein sehr wichtiges Thema dar. In unserer neuen Reihe “Das kleine ABC der Emotionen” wollen wir anhand zentraler Begriffe aus der modernen Emotionsforschung grundlegende Erkenntnisse vermitteln, von denen Sie garantiert auch in der Praxis profitieren!

Vor dem Hintergrund unserer Tagung “Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen in der Pflege Demenzerkrankter”, die am 28. Februar 2014 an der Universität Witten/Herdecke stattfinden wird, beginnen wir ab heute mit einer neuen Reihe auf unserem Blog. In dieser Reihe geht es um grundlegende Erkenntnisse zum Umgang mit Emotionen, die sowohl für die weiterführende Reflexion als auch für die professionelle Praxis in der Pflege von Bedeutung sind.

In dieser Reihe wollen wir uns u. a. mit folgenden Themenschwerpunkten beschäftigen:

  • Emotionen erkennen: Wie werden Gefühle für andere nach außen hin sichtbar? Wie lassen sich also verschiedene Gefühlsausdrücke beispielsweise in den Gesichtern von Menschen lesen? Wie steht es dabei um das Verhältnis von Mimik, Gestik, Haltung und Bewegung? Warum ist die Emotionserkennung bei solchen Demenzformen wie Alzheimer gestört? Welche besonderen Aspekte sind bei einer Demenz für die Emotionserkennung ausschlaggebend?
  • Persönlichkeit erschließen: Wie lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen bestimmen? Welche vorherrschenden Ansätze existieren in der modernen Persönlichkeitspsychologie zur Bestimmung der Grundfaktoren einer Persönlichkeit? Wie verändert sich die Persönlichkeit einer Person, die von Demenz betroffen ist?
  • Umgang mit Emotionen in der professionellen Pflege: Wie lässt sich in der Versorgungspraxis eine erhöhte Sensibilität für die eigenen Gefühle wie auch die der anderen entwickeln? Was zeichnet den professionellen Umgang mit Emotionen aus – etwa die nicht immer leichte Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz? Wie lassen sich solche Emotionen wie Aggression, Angst, Trauer, Ekel, Zorn und Scham besser in den Umgang mit pflegebedürftigen Menschen integrieren?

Neben diesen Aspekten ist bei einer solchen Demenzform wie u. a. Alzheimer außerdem entscheidend, dass die Fähigkeit von Menschen mit Demenz zumeist bis in die späte Phase erhalten bleibt, Affekte wie z. B. Angst zu erkennen und auszudrücken. Dies wird in der Forschung damit erklärt, dass die Erkennung von derartigen Emotionen auf Bereiche in unserem Gehirn zurückgeht, die auch bei einer Demenz bis zu einer gewissen Phase weiterhin funktionsfähig bleiben. Um derartige Zusammenhänge besser zu verstehen, werden wir uns in unserer Serie “Das kleine ABC der Emotionen” daher auch ein wenig mit der Neurobiologie unseres Gefühlslebens vertraut machen.

So existiert z. B. in unserem Gehirn das limbische System. Dieses System gehört neben dem Großhirn und dem Hirnstamm zu den ältesten Hirnschichten, die sich im Laufe der Evolution beim Menschen herausgebildet haben. Das limbische System ist nicht nur für den Lern- und Gedächtnissprozess zuständig, sondern reguliert darüber hinaus auch die Handlungsbereitschaften und die Verarbeitung der Emotionen eines Menschen. Eine Störung dieses Systems kann zu Verhaltensauffälligkeiten führen, wie sie zum Teil für Alzheimer charakteristisch sind.

Die Reihe “Das kleine ABC der Emotionen” wird schon in dieser Woche mit einem Beitrag von dem Philosophen und Demenzexperten Christian Müller-Hergl zum Thema “Emotionen erkennen” starten. Mit Martina Piefke, Inhaberin des Lehrstuhls für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens an der Universität Witten/Herdecke, werden wir zudem ein Interview zu grundlegenden Begriffen aus der Neurobiologie führen, die für die Beziehung von Demenz und Emotionen relevant sind. Neben diesen Beiträgen werden wir außerdem mit der ein oder anderen Überraschung aufwarten.

Ihr Marcus Klug

Quellenangabe zum Titelfoto:

Foto: vrot01 / www.flickr.com

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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