Mehr Produktivität in der Pflege erreichen: So lassen sich Gewohnheiten verändern

Gewohnheiten wie viel Kaffee trinken, rauchen, einseitige Bewegung können nach wie vor vielfach in der professionellen Pflege beobachtet werden. Aber wie stellen wir derartige Gewohnheiten ab, um mehr Produktivität zu erreichen?

Ehemalige Raucher wissen beispielsweise, wie schwierig es ist, sich das Rauchen abzugewöhnen. In seinem Buch “The Power of Habits” (zu Deutsch: “Die Macht der Gewohnheiten”) stellt der amerikanische Journalist Charles Duhigg neuste Erkenntnisse aus der Forschung zu der Frage vor, wie sich schlechte Gewohnheiten besser abstellen lassen und worauf es dabei ankommt.

Wer schlechte Gewohnheiten verändern will, braucht erst einmal einen Plan. Im Zentrum dieses Plans steht die Veränderung einer Abfolge aus Auslösereiz, Routine und Belohnung. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, schlechte Gewohnheiten wie beispielsweise Rauchen abzustellen. Entscheidend ist dabei, dass wir uns zuächst näher mit den Auslösern und Motiven vertraut machen, die zu einer schlechten Gewohnheit wie Rauchen geführt haben. Rauchen wir, weil wir das als Genuss empfinden, um den Kopf “freizubekommen” oder weil wir uns nach Gesellschaft sehnen? Es gibt also ganz unterschiedliche Motive und Auslöser und hier lohnt es sich, in der Art eines Alltagsforschers, verschiedene mögliche Ursachen näher zu untersuchen und all die Quellen auszuschließen, die als Auslöser nicht in Frage kommen.

Der Autor und amerikanische Journalist Charles Duhigg erklärt diese Vorgehensweise am Beispiel des folgenden Videos: “How to break habits?” (“Wie lassen sich Gewohnheiten abstellen?”). Example: “You go up to the cafeteria every afternoon. You eat a chocolate chip cookie” (“Du gehst immer Nachmittags zu einer Cafeteria. Du isst einen chocolate chip cookie”).

http://www.youtube.com/watch?v=4H0fTwtPLfo

Diese Gewohnheit (jeden Tag Cookies essen, also Schokoladenkekse) führt dazu, dass wir immer weiter zunehmen. Um zu verstehen, warum eine solche Gewohnheit so bedeutsam ist und wie wir diese verändern können, müssen wir lernen, wie Gewohnheiten an sich funktionieren. Und hier kommt die Wissenschaft mit ins Spiel. Jede Gewohnheit besteht aus drei Teilen und bildet eine Gewohnheitsschleife.

  1. Es gibt einen Auslösereiz (“Cue”)
  2. Es ensteht eine neue Routine, die allmählich zur Gewohnheit wird (“Routine”)
  3. Es gibt eine Belohnung (“Reward”)

Jede Gewohnheitsschleife besteht aus drei Elementen: Auslösereiz, Routine, Belohnung. Hinzu kommt der Kontext; bei dieser Abbildung bezieht sich der Kontext auf die Emotionen. Daneben sind auch noch Uhrzeit, Ort und beteiligte Personen von Bedeutung.

Und ganz wesentlich: Diese drei Faktoren sind abhängig vom Kontext. Dazu gehören: die Uhrzeit, Orte, Personen, Gefühle. Um herauszufinden, was die Ursachen und Auslöser für eine bestimmte Gewohnheit sind, macht es Sinn, ein paar Tage lang Ursachenforschung zu betreiben. Das kann auch zwischendurch geschehen: neben der Arbeit. Im angeführten Beispiel hat sich Charles Duhigg ein paar Tage Zeit dafür genommen, herauszufinden, warum er jeden Nachmittag einen Cookie isst. Dabei fand er heraus, dass er das jeden Tag in der Zeit von 15 bis 15.30 Uhr unternimmt.

Wir sehen also, wie wichtig der Kontext bei der Ursachenforschung ist. Im Falle der Gewohnheit von Duhigg ging es zunächst um die Uhrzeit. Vorstellbar ist ebenso ein bestimmtes Gefühl als Auslösereiz. So wissen wir etwa aus der Forschung, dass ehemalige Raucher und Alkoholiker wieder in die Sucht zurückfallen können, wenn Sie beispielsweise einen wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren haben. Bei diesem Beispiel ginge es um negative Emotionen, die im Zusammenhang von Trauer entstehen, und die erneutes Rauchen und Alkoholismus auslösen können.

Cookies essen oder nicht? Die Auflösung der Geschichte von Duhigg

Wenn Duhigg einen Cookie ass, unterhielt er sich zumeist mit Kollegen. Das führte ihn zu folgender Fragestellung: Ging es tatsächlich um das Essen von Cookies als Belohnung (“Reward”)? Daraufhin experimentierte er mit verschiedenen Möglichkeiten: Statt zur Cafeteria in der Zeit von 15 bis 15.30 Uhr zu gehen, ging er beispielsweise um den Block. Oder ass den Cookie im Büro statt in der Cafeteria. Am Ende fand Duhigg heraus: Das Motiv für sein Verhalten hatte gar nichts mit Cookies zu tun. Es hatte zu tun mit dem Bedürfnis nach Gesellschaft. Mittlerweile besorgt sich Duhigg in der Zeit von 15 bis 15.30 Uhr keinen Cookie mehr. Anstelle davon verlässt er sein Büro und unterhält sich lieber mit seinen Kollegen.

Fazit: Für Gewohnheiten, die uns wirklich stören, sollten wir uns tatsächlich zuweilen ausreichend Zeit nehmen, den möglichen Ursachen und Auslösern näher auf den Grund zu gehen. Dabei kann uns die Methode von Duhigg, die er aus der Forschung entnommen hat, helfen. Und: Nehmen Sie sich immer nur vor, eine Gewohnheit zu verändern. Verzetteln Sie sich nicht. Hartnäckige Gewohnheiten zu bekämpfen braucht Kraft und Energie. Da spreche ich aus persönlicher Erfahrung.

Quellenangabe zu Titelfoto:

www.youtube.com/watch?v=4HOfTwtPLfo

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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Die Quellenangabe:

  • Duhigg, C. (2012): Die Macht der Gewohnheit. Warum wir tun, was wir tun. Berlin: Berlin Verlag.

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