Die definitive Diagnose von Alzheimer ist derzeit erst nach dem Tode möglich. Und zu Lebzeiten? Welche Möglichkeiten gibt es? Wo steht aktuell die Forschung, wenn es um die Suche nach verlässlichen Ursachen und Vorzeichen geht? Eine Spurensuche.
Frau B. (frei erfundene Figur; Anm. der Redaktion) kam gestern Morgen zu mir in die Praxis. Sie erzählte mir von einem Albtraum, aus dem sie mitten in der Nacht ganz schweißgebadet erwachte. Anfänglich ließ sie sich kaum beruhigen, als sie mir eine für sie besonders wichtige Schlüsselszene aus ihrem Traum schilderte. Sie war emotional dabei also höchst aufgebracht und ergriffen. Und zwar so, als ob sie noch einmal ihren Traum buchstäblich vor meinen Augen durchleben würde. Worum ging es?
Was hatte sie bloß so beunruhigt, fragte ich mich natürlich, wobei ich auf der anderen Seite auch ganz bewusst eine gewisse rationale Distanz behielt. “Gestern Nacht befand ich mich in einer Art von Geisterstadt. Überall irrten alte Menschen umher; viele von ihnen ganz ohne Orientierung, manche lauthals wie aus dem Nichts heraus schreiend, und ich irrte mitten unter ihnen umher. Es war ganz entsetzlich”, so Frau B.
Nach einem längeren Gespräch mit ihr konnte ich sie dann aber doch glücklicherweise wieder ein wenig beruhigen und ich erfuhr daraufhin auch, worin ihr eigentliches Anliegen bestand. Sie erzählte mir, dass ihre Sorgen in letzter Zeit um die Frage kreisten, welche verlässlichen Diagnosemöglichkeiten es derzeit bei Alzheimer tatsächlich geben würde. Sie hätte nämlich den bösen Verdacht, dass den meisten Menschen, die vielleicht von der Alzheimerdemenz direkt betroffen seien, gar nicht wirklich geholfen werden könnte. Und außerdem sagte Sie dann noch, dass häufig Diagnosen gestellt werden würden, die gar nicht zutreffen, so wie bei ihrer Schwester. So wie bei ihrer Schwester?
Innerlich konnte ich ihren Ausführungen tatsächlich nur zum Teil folgen. Ich blieb also skeptisch. Auf der anderen Seite waren ihre Sorgen aber im emotionalen Sinne sicherlich nachvollziehbar. Folgende Fragen ließen mich in diesem Zusammenhang allerdings irgendwie nicht mehr los: Wieso werden häufig Diagnosen gestellt, die gar nicht zutreffen? Eine bloße Behauptung, oder ist da wirklich was dran? Und was hatte all das mit ihrer Schwester zu tun?
Sie beauftragte mich schließlich damit, den möglichen Ursachen und Vorzeichen zu Alzheimer in einer Recherche einmal gründlicher nachzugehen und den Fall mit ihrer Schwester dabei zum Ausgangspunkt zu erheben: eine Spurensuche.
An dieser Suche, verehrtes Publikum, möchten wir Sie nun beteiligen. So gesehen ist meine Spurensuche eine erste Grundlage. Nutzen Sie für diese fortlaufende Serie daher auch die Kommentarfunktion auf diesem Blog, schreiben Sie uns auf Facebook, oder senden Sie uns eine kurze E-Mail mit Ihren persönlichen Vermutungen und Befunden an folgende Adresse: dialogzentrum(at)uni-wh.de.
Und der Fall mit der Schwester? Diesen Fall werden wir im nächsten Beitrag genauer besprechen. Versprochen.
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: Maggie_94 / www.flickr.com
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.