Das Selbstmanagement-System von Leo Babauta – “Zen To Done” (ZTD) – steht dafür, den Aufwand für produktives Selbstmanagement auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei geht es vor allem auch darum, eigene Gewohnheiten zu hinterfragen und diese bei Bedarf zu verändern. Wie das in der Praxis funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Der Begriff der “Gewohnheiten”, wie ihn Babauta verwendet, weicht ein Stück weit von unserem Alltagsverständnis ab. Mit seinem Selbstmanagement-System “Zen To Done” hat er sich der Einfachheit verschrieben – es geht um ein möglichst einfaches und praktikables System, mit dessen Hilfe Sie Ihre Produktivität steigern können. Die Gewohnheiten spielen dabei eine zentrale Rolle; dabei versteht Babauta unter “Gewohnheiten” solche Dinge wie “Sammeln”, “Planen”, “Handeln” und “Finde Deine Leidenschaft”. Insgesamt umfasst das System von Babauta zehn verschiedene Gewohnheiten. Mehr dazu später.
Die grundsätzliche Frage von Babauta lautet: Wie erledigen wir wirklich unsere Aufgaben, und zwar auf eine möglichst wenig komplexe und stressweise Weise? Diese Frage haben Sie sich wahrscheinlich auch schon häufiger gestellt: Wie lässt sich der ganze Stress in der professionellen Pflege reduzieren und welche konkreten Schritte sind dazu notwendig? Mit dem System von Babauta bekommen Sie zu dieser wesentlichen Fragestellung einige neue bemerkenswerte Anregungen an die Hand.
Weniger ist mehr: Von Getting Things Done zu Zen To Done
Die Frage, wie wir unsere Aufgaben auf eine möglichst wenig komplexe und stressfreie Weise erledigen können, bildet bei Babauta zugleich eine Kritik an dem Selbstmanagement-System “Getting Things Done” (GTD) von David Allen. Kommen wir zunächst auf die Punkte zu sprechen, die Babauta bei GTD für besonders gut hält.
Die situativ getroffenen Entscheidungen, was als Nächstes im jeweiligen Kontext zu erledigen ist, hält Babauta für einen brillanten Lösungsansatz in Fragen des produktiven Selbstmanagements – denn zuallererst geht es darum, unseren Kopf von unnötigen Ballast zu befreien. Dazu sind bei Allen u. a. die Listen da, die kontextbezogen funktionieren: Alle Dinge, die Sie erledigen wollen, werden zunächst gesammelt und schließlich kontextbezogen dokumentiert und abgearbeitet.
So stehen beispielsweise auf der Liste “Privat” die nächsten konkreten Handlungsschritte, die für die Pflege Ihrer demenzkranken Mutter erforderlich sind, etwa solche Dinge wie “Am Freitag um 9:00 Uhr für Mutter einkaufen gehen” oder “Termin beim Hausarzt machen für die Verschreibung von Medikamenten”. Andere Listen können sich auf solche Kontexte beziehen wie “Unterwegs” oder “Vielleicht/Irgendwann”. Zu der Kategorie “Vielleicht/Irgendwann” gehören solche Dinge, die Sie sich schon seit längerer Zeit vorgenommen haben, bis dato aber noch nicht umgesetzt haben: etwa das Bild vom Spaziergang am Meer, das seit Wochen in Ihrem Kopf herumspuckt.
Wichtig ist bei diesem Prinzip, dass diese Aufgaben immer nur im jeweiligen Kontext anfallen. Der Kniff von Allen besteht somit darin, dass u. a. mit Hilfe der kontextbezogenen Listen bestehende Knoten in unserem Kopf in Bezug auf anstehende Aufgaben, Projekte und sonstige Vorhaben gelöst werden können.
Was allerdings weniger einfach und praktikabel an der Methode von Allen ist, sind die vielen neuen Gewohnheitsveränderungen und Regeln, die mit GTD verbunden sind: Von der Forderung, alle Dinge, die Sie erledigen wollen, möglichst permanent lückenlos zu erfassen bis zum 43-Ordner-Wiedervorlagesystem.
Die Lösung, die ZTD an dieser Stelle im Vergleich zu GTD bietet: Mehr Konzentration auf das eigentliche Handeln und weniger Dokumentationsaufwand für die Erfassung von Dingen, die Sie erledigen wollen. Dabei bilden insgesamt zehn verschiedene Gewohnheiten die Basis des Systems von Babauta. Für welche Gewohnheiten Sie sich dabei entscheiden, ist Ihnen persönlich überlassen. Das System ist recht einfach aufgebaut und sehr flexibel handhabbar. Selbstverständlich können Sie sich aber auch vornehmen, alle zehn Gewohnheiten von “Zen To Done” schrittweise in Ihren Alltag zu integrieren.
Wie die Veränderung von Verhaltensweisen zur Gewohnheit werden kann
Babautas Ratschlag: Wenn Sie den festen Willen haben, Gewohnheiten zu verändern, so kann “Zen To Done” tatsächlich für die Veränderungspraxis sehr hilfreich sein. Allerdings sollten Sie sich zunächst auf ein paar Gewohnheiten konzentrieren und sich dafür ausreichend Zeit nehmen.
Ich selbst kann das nur bestätigen. Ich hatte mir beispielsweise vorgenommen, die Gewohnheit “Regelmäßig Sport treiben”, die mit der Gewohnheit “Routinen” von Babauta kompatibel ist, in meinen Alltag fest zu integrieren. So betreibe ich tatsächlich mittlerweile in etwa fünf Stunden Sport pro Woche, habe außerdem meine Ernährung komplett umgestellt und mit dem Rauchen aufgehört.
Derartige Verhaltensänderungen lassen sich jedoch nur schrittweise und mit genügend Geduld umsetzen – gelegentliche Rückschläge selbstverständlich inklusive! Am besten fangen Sie lediglich mit einer Gewohnheitsveränderung an und nehmen sich dafür in etwa vier bis sechs Wochen Zeit (oder auch mehr Zeit, je nachdem um was für eine Gewohnheit es sich dabei handelt und wie viel Zeit Sie dafür benötigen – kein Stress!!!).
Bei meinem Vorhaben, regelmäßig Sport zu treiben, habe ich zunächst mit ein paar Stunden pro Woche angefangen. Wichtig ist – selbst wenn Sie zunächst nur eine Stunde pro Woche Sport treiben –, dass Sie das möglichst regelmäßig tun. Nach etwa eins bis zwei Monaten ist daraus eine Gewohnheit geworden und auf dieser Basis können Sie die Dauer auch vergrößern – bis Sie beispielsweise fünf Stunden pro Woche Sport treiben usw.
Bei der Gewohnheit “Routinen”, die in dem System von Babauta eine von insgesamt zehn Gewohnheiten bildet, ist allerdings noch entscheidend, wie Sie mit Gewohnheiten prinzipiell umgehen und wie Sie vor allem neue Gewohnheiten in Ihren Alltag integrieren.
Die Sache mit der Motivation: Warum nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin entscheidend ist
Aus dem Vorhaben, regelmäßig Sport treiben zu wollen, kann eine neue Gewohnheit entstehen, wenn Sie bei der Veränderung von Gewohnheiten an die Steigerung Ihrer Produktivität und Motivation denken und dabei auch Verknüpfungen vornehmen. So bildet etwa die neue Gewohnheit “Maximal zweimal pro Arbeitstag E-Mails abrufen” einerseits eine neue Routine (falls Sie vorher mit E-Mails anders umgegangen sein sollten), steigert aber andererseits auch Ihre Produktivität, da Sie dadurch weniger abgelenkt werden.
Auf der anderen Seite können Sie aber auch bestehende Gewohnheiten mit dem Vorhaben, neue Gewohnheiten zu etablieren, verknüpfen, was gerade für die Motivation entscheidend ist. Denn bei der Motivation kommt es häufig weniger auf die Ziele an, sondern mehr auf den Weg dorthin.
In der modernen Motivationspsychologie spricht man diesbezüglich auch von Prozessen der Selbstregulation und Selbstorganisation, da auf dem Weg zwischen dem Setzen eines Zieles und dem Erreichen diverse Herausforderungen im Wege stehen können. Es kommt also insbesondere darauf an, wie konkret das Ziel ist, was Sie erreichen wollen und welche Erreichungsstrategien Sie für dieses Ziel anwenden (siehe dazu auch folgenden Link). Das Verknüpfen von bestehenden Gewohnheiten mit neuen angestrebten Gewohnheiten kann vor diesem Hintergrund eine nützliche Strategie sein – vor allem wenn sich beide Gewohnheiten auf einfache Art miteinander verbinden lassen.
Nehmen wir auch dazu ein Beispiel: Wenn Sie sich vorgenommen haben, ruhiger in den Morgen zu starten, so können Sie eine bestehende Gewohnheit, die für Sie eine Routine darstellt, mit diesem Ziel verknüpfen. Sie können sich beispielsweise vornehmen, das morgendliche Ritual des Kaffeetrinkens ein wenig auszudehnen und dabei für mindestens fünf Minuten an fünf Tagen pro Woche aus dem Fenster rauszuschauen, um Ihren Gedanken einfach freien Lauf zu lassen und dementsprechend ruhiger und entspannter in den Tag zu starten. Einfach, aber durchaus effektiv!
Worin besteht die einfachste Variante von Zen To Done?
In der minimalsten Variante von ZTD benötigen Sie nur zwei Hilfsmittel: und zwar ein handliches Notizbuch und einen Stift. Wichtig ist dabei außerdem, die drei Bausteine zu beachten, die das Fundament für das System von Babauta bilden.
1. Aufbau: Ein einfaches System besteht aus Eingangsorten, einem Kalender, Listen und einer Ablage. In der einfachsten Variante reichen aber auch ein Notizbuch und ein Stift aus.
2. Hilfsmittel: Es ist wichtig, einfache Hilfsmittel zu benutzen, so dass das System nicht mühsam gewartet werden muss. Unter dem Begriff “Hilfsmittel” versteht Babauta solche Dinge wie einen Kalender, eine Ablage, etwa alphabetisch sortierte Akten in einer Schublade, aber auch digitale Werkzeuge.
Wenn Sie sich dazu entscheiden sollten, ZTD auch in digitaler Form umzusetzen, so können Sie dazu folgende Elemente nutzen:
- Für digitale Notizen gibt es verschiedene Programme, die in Frage kommen. Da Ihr Notizbuch möglichst immer griffbereit sein sollte, wäre das digitale Pendant dazu entweder ein Notizprogramm auf dem Tablet-PC oder eine App für Ihr Smartphone. Wichtig ist, dass diese Software möglichst nur einen Zweck erfüllt: nämlich das Erstellen von Notizen. Kein unnötiger Schnickschnack!
- Um Listen in digitaler Form anzulegen, bietet sich beispielsweise das Programm Wunderlist an.
- Wenn Sie alle relevanten Aufgaben, die Sie erledigen wollen, außerdem in getrennten Listen erfassen wollen, so könnte der Aufbau dabei in der minimalsten Variante wie folgt aussehen:
- @Arbeit: Für alles, was mit der Arbeit zu tun hat.
- @Privat: Alle Ihre persönlichen Aufgaben.
- @Irgendwann/Vielleicht: Eine Liste mit Dingen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von Relevanz sind.
- Als Ablagesystem bietet sich für digitale Dateien ein einfaches Ordner-System auf Ihrem Computer an.
- Für das Dokumentieren von wichtigen Terminen bieten sich solche Kalender wie der Google Kalender, 30 Boxes, Outlook oder auch Thunderbird an.
Wer sich darüber hinaus für weitere digitale Werkzeuge für das Selbstmanagement interessiert, kann ich schon einmal vorab die Lektüre des nächsten Beitrags in dieser Reihe empfehlen. Dann werden wir uns noch genauer mit der Frage beschäftigen, wie Sie Aufgaben, Termine, E-Mails und vieles mehr besser organisieren können und welche digitalen Werkzeuge Sie dabei unterstützen.
3. Gebrauch: Schließlich ist es wichtig, dass Sie Ihr System auch tatsächlich regelmäßig benutzen, also eine Gewohnheit daraus machen. Zu dieser Gewohnheit gehört es auch, dass Sie Ihre Notizen und Listen regelmäßig überprüfen.
Babauta schlägt dazu vor, das Überprüfen in der täglichen Routine mit aufzunehmen. Die Listen können beispielsweise morgens und abends durchgegangen werden. Dazu kommt noch die Überprüfung, Aktualisierung und Planung weiterer Aufgaben. Am besten verlegen Sie diese Tätigkeit auf das Ende der Woche. Ich persönlich mache das z. B. meistens am Sonntag, bevor die nächste Arbeitswoche wieder losgeht.
Wir haben jetzt bereits von einer “Gewohnheit” gesprochen. Wie ich bereits zu Beginn dieses Beitrags ausgeführt habe, weicht der Begriff der “Gewohnheiten”, wie ihn Babauta verwendet, ein Stück weit von unserem Alltagsverständnis ab. In der minimalsten Variante umfasst ZTD vier Gewohnheiten:
1. Gewohnheit “Sammeln”: Darunter versteht Babauta das Notieren von Aufgaben, Ideen, Projekten und sonstigen Informationen, die Ihnen über den Weg laufen und die Sie erledigen wollen.
2. Gewohnheit “Durcharbeiten”: Babauta empfiehlt, mindestens einmal pro Tag alle Eingangskörbe durchzugehen, die mit dem Erledigen von Aufgaben zusammenhängen. Dazu gehören sowohl der Email-Posteingang als auch die Ablage auf dem Schreibtisch, Ihr Handy usw. Des Weiteren sollten Sie klare Entscheidungen über alle Dinge in Ihrem Eingangskorb fällen, die Sie erledigen wollen:
- Was kann sofort erledigt werden (die zwei Minuten Regel nach David Allen)?
- Was kann delegiert werden?
- Was ist Müll?
- Was kann erst zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet werden?
Gewohnheit “Planen”: Hier empfiehlt Babauta, für jede Woche und jeden Tag einige Hauptaufgaben festzulegen – also nur die allerwichtigsten Dinge!
4. Gewohnheit “Handeln”: Hier lautet die Empfehlung, sich möglichst immer nur auf eine Augabe zu einer Zeit zu konzentrieren und möglichst alle anderen Ablenkungen auszuschalten. Kein Multitasking!
Wie nutze ich persönlich das System von Babauta?
Ich habe mir zunächst einige Dokumente in digitaler Form erstellt, welche die Grundlage für meine Planung und für das Dokumentieren sämtlicher Aufgaben und Projekte bilden, die zu erledigen sind. Dabei ist das Dokument zu meinem Wochenplan, das ich Ihnen hier als Beispiel beigefügt habe, das wichtigste Dokument. Ich drucke mir dieses aus und trage die zu erledigenden Aufgaben handschriftlich ein. Das mache ich bewusst so: erstens möchte ich innerhalb einer zusammenhängenden Darstellung einen Überblick über die wesentlichen Aufgaben und Projekte innerhalb einer Woche erhalten, zweitens arbeite ich gerne mit Handnotizen, da ich ansonsten beruflich sehr viel mit digitalen Medien zu tun habe. Meine Expertise: Digitaler Wissenstransfer und soziale Medien.
Am Ende der Woche nehme ich mir zumeist am Sonntag ungefähr 30 Minuten Zeit dafür, die wichtigsten Aufgaben für die nächste Woche innerhalb des im oberen Teil genauer dargestellten Dokuments zu erfassen. Bemerkenswert ist dabei, dass nur die Aufgaben erfasst werden, die von hoher Priorität sind. Unter “Prioritäten diese Woche” (siehe ebenfalls beigefügte Darstellung) trenne ich zwischen Aufgaben, die in der Arbeit anfallen, und solchen Aufgaben, die dem Privatbereich zuzurechnen sind.
Fragen Sie sich also Woche für Woche: Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie in Ihrer Arbeit erledigen wollen? Und welche weiteren Aufgaben sind in Ihrem Privatbereich von Bedeutung? Hierzu gehören nicht nur wichtige Erledigungen, wie z. B. der Einkauf, sondern auch Freizeitaktivitäten. Was möchten Sie in Ihrer Freizeit unternehmen? Was liegt Ihnen besonders am Herzen? So habe ich mir beispielsweise vorgenommen, die Fotoausstellung von Wolfgang Tillmanns in der Kunstsammlung in Düsseldorf zu besuchen, die noch bis zum 7. Juli 2013 läuft. Das wäre so ein Beispiel.
Ansonsten gehe ich auf der Grundlage der Empfehlungen von Babauta wie folgt vor:
- Ich nutze ein kleines Notizbüchlein, das ich ständig mit mir führe. Dort trage ich alle Dinge ein, die mich beschäftigen und die mit anstehenden Aufgaben und Projekten zusammenhängen, aber auch mit Ideen oder sonstigen Einfällen und Gedanken, die für mich von Relevanz sind. Das gehört zur Gewohnheit “Sammeln”.
- Was die Eingangskörbe anbelangt, so gehören dazu meine handschriftlichen Notizen, mein Email-Posteingang einschließlich sämtlicher Social-Media-Kanäle (bei mir sind das momentan u. a. zwei unterschiedliche Blogs, ein Facebook-Kanal, ein Google+-Kanal und ein Twitter-Account) sowie ein einfaches Ablagesystem auf dem Schreibtisch und ein Ordner-System als Archiv (sowohl analog als auch digital). Des Weiteren verwende ich einen Terminkalender, um die wichtigsten Termine zu erfassen. Dazu nutze ich momentan für meinen Job beim Dialog- und Transferzentrum Demenz Outlook. Privat verwende ich allerdings nur ein Terminbuch und kein digitales System. Außerdem kommt noch mein Handy dazu: Auch hier verwende ich bewusst kein Smartphone, da ich mein Handy ausschließlich zum Telefonieren nutze. Meine E-Mails rufe ich maximal zweimal pro Tag ab, und zwar zumeist am frühen Morgen und kurz nach der Mittagspause, da in dieser Zeit die Produktivität in der Regel nicht besonders hoch ist. Bei den E-Mails benutze ich u. a. den Ordner “Archiv”. Alle E-Mails, die nicht direkt abgearbeitet werden, aber zu einem anderen Zeitpunkt noch von Relevanz sein könnten, werden in diesen Ordner überführt. Alle anderen E-Mails werden entweder zu bestimmten Projekten zugeordnet oder direkt gelöscht. Empfehlenswert ist hierbei auch, möglichst nur eine zentrale Sammelstelle für das Erfassen und die Abarbeitung von E-Mails zu nutzen. Sollten Sie also so wie ich über mehrere Email-Accounts und Social-Media-Kanäle verfügen, so können sie diese verschiedenen Kanäle beispielsweise über Outlook oder Thunderbird bündeln, um von einer zentralen Stelle aus diese Informationen zu organisieren. Mehr dazu an anderer Stelle! Das gehört zur Gewohnheit “Durcharbeiten”.
- Ich nehme mir zumeist an jedem Sonntag in etwa 30 Minuten Zeit, um die nächsten Aufgaben zu planen. Das sind die Aufgaben, die in der darauffolgenden Woche anfallen – und zwar nur die wichtigsten Aufgaben – maximal drei pro Tag! Dabei differenziere ich zwischen “Arbeit” und “Privat”. Zusätzlich zu dem Wochenplan nutze ich ein Notizbuch und Listen, die ich ebenfalls nach den beiden Bereichen “Arbeit” und “Privat” unterteile. Weitere Listen sind bei mir projektbezogen. Das gehört zu der Gewohnheit “Planen”.
- Bei der Abarbeitung von Aufgaben versuche ich mich möglichst auf wesentliche Aufgaben zu konzentrieren und mich nicht zu stark abzulenken. Aber selbstverständlich kommt es gerade im Job vor, dass Sie gelegentlich abgelenkt werden, ohne dass Sie immer Einfluss darauf haben. Hier empfiehlt es sich beispielsweise, erst einmal sämtliche Aufgaben abzuarbeiten, die relativ leicht von der Hand gehen (etwa E-Mails, einfache Dokumentations- und Routineaufgaben, Telefonate usw.). Das gehört zur Gewohnheit “Handeln”.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass es in etwa vier bis sechs Wochen dauert, derartige Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren. Nicht umsonst empfiehlt Babauta ja, sich zunächst auf einige wesentliche Gewohnheiten von ZTD zu konzentrieren, wenn diese noch nicht eine Routine für Sie bilden sollten.
Mit der Zeit können Sie durch derartige neue Gewohnheiten Ihre Produktivität aber definitiv steigern! Was mir dabei außerdem besonders aufgefallen ist, ist die Klarheit der Gedanken, die dadurch verbessert wird. Daneben interessiert mich die Frage, wie sich die eigene Energie besser nutzen lässt. Die Verbesserung des eigenen Selbstmanagements bildet dazu einen wichtigen Beitrag – neben Bewegung, Ernährung, eigenen Interessen und Leidenschaften.
Wie Sie mittels eines Notizbuches verschiedene Aufgaben des Selbstmanagements zusammenführen können
In der minimalsten Variante von ZTD reicht es zunächst aus, wenn Sie lediglich ein Notizbuch und einen Stift verwenden. Auch innerhalb eines solchen Buches können Sie – wenn Sie wollen – mit Post-Its arbeiten, also kleinen bunten Klebezetteln, die Sie für das Einordnen nach verschiedenen Kategorien benutzen können. Sie können beispielsweise Ihr Notizbüchlein in zwei Teile aufteilen.
Teil 1: Notizen – alles, was Ihnen in den Sinn kommt und was Sie für relevant halten – Aufgaben, Projekte, Ideen etc.
Teil 2: Wochenplan und Listen. In der minimalsten Form würde hier die Kategorie “Wochenplan” bedeuten, dass Sie pro Woche nur maximal sechs wesentliche Dinge in Ihr Notizbuch schreiben – etwa drei Dinge, die zum Beruf gehören, sowie drei Dinge, die eher dem Freizeitbereich zuzuordnen sind. Bei “Listen” würden Sie diese Dinge dann genauer ausführen – also die zu erledigenden Aufgaben weiter spezifizieren : “@Arbeit” und “@Privat”. Im Gegensatz zum “Wochenplan” werden bei “@Arbeit” und “@Privat” auch solche Aufgabe erfasst, die über die aktuelle Woche hinausgehen. Wenn Sie wollen, können Sie hierbei auch noch die beiden Kategorien “@Projekte” und “@Vielleicht/Irgendwann” mit berücksichtigen.
Die restlichen sechs Gewohnheiten von Zen To Done
Die ersten vier Gewohnheiten, die Sie bereits kennengelernt haben, bilden das Grundgerüst von ZTD:
- Gewohnheit 1: Sammeln
- Gewohnheit 2: Durcharbeiten
- Gewohnheit 3: Planen
- Gewohnheit 4: Handeln
Neben diesen vier grundsätzlichen Gewohnheiten, welche die minimalste Variante von ZTD markieren, existieren außerdem noch folgende sechs Gewohnheiten:
- Gewohnheit 5: Das einfache, vertrauenswürdige System. Hierbei geht es darum, auf ein System beim Selbstmanagement zurückzugreifen, das möglichst einfach handhabbar und nicht zu komplex ist. Das klingt zunächst einfach, kann aber recht anspruchsvoll werden, vor allem dann, wenn Sie sehr viele Dinge geregelt bekommen müssen und zudem noch viel unterwegs sind und dabei auch auf digitale Werkzeuge angewiesen sind, etwa um hier und da Mails abzuchecken bzw. auf die Daten Ihres Firmenkalenders zurückzugreifen. Zu dieser Gewohnheit gehört es dementsprechend auch, sich immer wieder von Zeit zu Zeit die Frage zu stellen, an welchen Stellen sich das von Ihnen genutzte System vereinfachen lässt und wo es noch überflüssige Teile enthält, die nur unnötige Zeitfresser oder Spielereien darstellen.
- Gewohnheit 6: Organisieren. Darunter versteht Babauta vor allem die Frage nach den Eingangsorten, an die Sie jene Dinge umleiten sollten, die Sie bearbeiten wollen: Alles sollte dabei möglichst seinen Platz haben und schnell aufgefunden werden. Also lieber feste Orte für alles schaffen, anstatt Haufen mit dem Vorsatz entstehen zu lassen, sie später zu sortieren. Auch sollte man sich auf wenige Eingangsorte beschränken.
- Gewohnheit 7: Wochenrückblick. Auf diese Gewohnheit sind wir bereits mehrfach eingegangen. Die Gewohnheit “Planen” kann mit dieser Gewohnheit verknüpft werden. Am Ende der Woche können Sie sich fragen, welche Aufgaben während der Woche noch nicht erledigt worden sind, und diese für die Planung der kommenden Woche mit berücksichtigen.
- Gewohnheit 8: Vereinfachen. Fragen Sie sich immer wieder, worin das Wesentliche in Ihren Aufgaben und Zielen besteht und machen Sie aus dieser Fragestellung eine Gewohnheit.
- Gewohnheit 9: Routinen. Nutzen Sie Routinen für Ihre Produktivität, etwa für die neue Gewohnheit “Maximal zweimal pro Arbeitstag E-Mails abrufen”, indem sie die Mails möglichst zu festen Zeiten zweimal pro Tag abrufen – etwa am frühen Morgen und in der Zeit nach der Mittagspause.
- Gewohnheit 10: Finde Sie Ihre Leidenschaft. Diese Gewohnheit wird häufig unterschätzt, ist aber enorm wichtig für Ihre Produktivität: Finden Sie ein Hobby oder eine Leidenschaft, die Sie in besonderer Weise beflügelt und investieren Sie regelmäßig Zeit dafür. Wenn Sie gerne Gitarre spielen, so versuchen Sie möglichst zweimal pro Woche die nötige Zeit dafür zu finden.
Am Ende dieses Beitrags möchte ich Ihnen einen Link zu einem kostenfreien E-Book empfehlen: Dabei handelt es sich um die deutsche Übersetzung zu “Zen To Done” von Leo Babauta, was die Basis für diesen Beitrag darstellt.
In der nächsten Woche werden wir uns in unserer Reihe “Selbstmanagement in der Pflege” mit der Frage näher auseinandersetzen, welche digitalen Werkzeuge für das Selbstmanagement besonders nützlich sind und welche anderen Blogs und Internetquellen vor diesem Hintergrund zu empfehlen sind. Seien Sie also gespannt darauf, wie es an dieser Stelle in den nächsten Wochen weitergeht!
Quellenangabe zu den Fotos:
Foto: midorisyu / www.flickr.com
http://www.flickr.com/photos/mixphotos/4328355391/sizes/l/photostream/
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.
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Weiterführende Literatur:
- Babauta, L. (2008): Zen To Done. Das ultimativ einfache Produktionssystem. Frei erhältlich als E-Book unter folgender Adresse: http://static.imgriff.com/1357732342/imgriff_zen_to_done_300911.pdf.
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