Wissenschaft im Dialog: Videos zum Thema Demenz

Erst kürzlich hat das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) mit seinen Videos den nächsten Meilenstein erklommen: Bis dato gab es mehr als 15.000 Aufrufe auf YouTube. Marcus Klug hat diesen Anlass dazu genutzt, sich einmal danach umzuschauen, welche Trends in der Wissenskommunikation mit Videos aktuell ausfindig zu machen sind.

Ich staune immer wieder, wenn ich mir Videoblogger wie LeFloid anschaue, die mit ihren Videos unter jungen Leuten mehrere Millionen Menschen erreichen. Jüngst empfing gar Bundeskanzlerin Merkel LeFloid. Wer LeFloid nicht kennt: Mit bürgerlichem Namen heißt der gute Mann Florian Mundt und studiert aktuell in Berlin an der Humboldt-Universität Psychologie und Rehabilitationspädagogik, wenn er nicht gerade Videos für YouTube produziert. Bei seinen Videos greift LeFloid Schlagzeilen, Sensationen und Skurrilitäten aus den Bereichen Schule, Mobbing, Spiele und Sport auf, die insbesondere Jugendliche ansprechen. Dabei engagiert er sich neben dem Studium auch als Berater für unter Depressionen und seelischen Problemen leidende Jugendliche.

Auch wenn Wissenschaftler zumeist kein Millionen-Publikum so wie Videoblogger wie LeFloid erreichen, zählt doch die Vermittlungskompetenz. Denn Wissenschaftler, die mit Videos mehr Öffentlichkeit erreichen wollen, sollten vor allem folgende Dinge beachten: Wer in diesem Bereich Erfolg haben will, sollte dazu befähigt sein, komplexere Zusammenhänge und abstrakte Themen aus der Forschung auf eine Weise zu vermitteln, die auch Menschen ohne diese Kenntnisse verstehen können. Hinzu kommt das Wissen zu den einzelnen Formaten im Social Web: Gibt es so etwas wie Qualitätskriterien für Web-Videos zu wissenschaftlichen Themen? Oder wie kann man mit relativ wenig Ressourcen überzeugende Videos produzieren, um mehr Menschen zu erreichen?

Das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) auf YouTube

Wir beim Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke produzieren seit Ende 2012 Web-Videos und betreiben auch einen eigenen Video-Kanal auf YouTube. Bei der Vermittlung von fachlichen Themen wie Demenz gilt: Wer mit einzelnen Videos mehr als 1.000 Personen erreicht, ist schon relativ gut aufgestellt. Diese Marke haben wir mit unserem Video-Diskussionsformat “Das Demenzei des Monats” teilweise schon überschritten.

Bei dem “Demenzei des Monats” handelt es sich um ein Video-Diskussionsformat, in dem kontroverse und komplexere Themen aus der Demenzforschung mit Praktikern und Entscheidern aus der Gesundheitsbranche diskutiert werden (siehe auch Video-Beispiel in diesem Beitrag). In der Versorgung von Menschen mit Demenz treten auch andere Phänomene wie Angst oder Depression auf. So gab es bis dato bei dem Demenzei unter anderem solche Themen wie “Wahn, Halluzinationen und Lügen” oder “Angst”. Das neueste Thema ist Männer.

Wenn es bei uns um die Vermittlung von Wissen geht, nutzen wir bis dato grundsätzlich folgende Formate: Entweder gibt es Videos zu Vorträgen und Interviews von Tagungen, Video-Diskussionsformate wie “Das Demenzei des Monats” oder Slideshow-Formate. Interessant ist sicherlich auch die Frage, wie sich einzelne Forschungseinrichtungen in Kanal-Trailern vorstellen (Siehe Beispiel dazu oberhalb dieses Absatzes). In einem solchen Trailer geht es darum, die Schwerpunkte eines Video-Kanals kompakt zusammenzufassen. Meistens dauern solche Trailer zwischen einer und maximal drei Minuten.

Video-Kanäle zu gesundheitsrelevanten Fragen und Demenz

Zunächst einmal ist festzustellen, dass viele Web-Videos einen Umfang von ein paar Minuten bis zu zehn Minuten häufig nicht überschreiten. Bei der Vermittlung von wissenschaftlichen Themen sind derartige Vorgaben aber schwierig: Wie soll man beispielsweise die Grundlagen der Neurobiologie in zwei Minuten erklären? So gibt es bei Video-Kanälen von solchen renommierten Universitäten wie Standford sowohl kurze als auch längere Formate: Das reicht von kurzen Impressionen von ein paar Minuten bis hin zu längeren Vortragsvideos, die auch einmal bis zu 30 Minuten dauern können. Einen Standard gibt es dabei indes noch nicht (warum auch?). Die Empfehlung lautet hier eher so: Mischen Sie Formate, was die Länge anbelangt! Kurze Videos dienen zur Aufmerksamkeitserzeugung und als “Eyecatcher”, während längere Videos zur Vertiefung eines Themas nützlich sein können.

Ein Trend, der aktuell im Video-Bereich zu beobachten ist, sind Erklärvideos,  auch “Videoscribing” im Fachjargon genannt. In derartigen Videos werden komplexe Zusammenhänge mit Hilfe von Animationen und Audiokommentaren erklärt. Manche dieser Videos erreichen gar ein Millionen-Publikum: die RSA Animate-Serie aus den USA ist ein Beispiel dafür (siehe Video-Beispiel oberhalb dieses Absatzes). Allerdings sind derartige Videos “nicht mal eben gemacht”, will man beispielsweise als Weiterbildungseinrichtung oder Wissenschaftsinstitut mit derartigen Videos in der Wissenskommunikation wirklich punkten. Neben Konzept und Drehbuch, Zeichnungen und Musik, kommt ein guter Sprecher hinzu. Siehe dazu folgenden Link. Umgesetzt werden solche Videos beispielsweise mit der Software Sparkol. Ein überzeugendes Tutorial zu der Frage, wie man Erklärvideos mit Sparkol umsetzen kann, gibt es hier. Auch zum Thema Demenz habe ich ein überzeugendes Beispiel für Erklärvideos gefunden: “Dementia in 101 Seconds” (Video dazu ist unter Teilüberschrift angefügt).

Einzelne wirklich aufwendig produzierte Themenvideos finden sie auch unter der Website von TED. TED (Abkürzung für Technology, Entertainment, Design) – ursprünglich eine alljährliche Innovations-Konferenz in Monterey, Kalifornien – ist vor allem bekannt durch die TED-Talks-Website.

Dabei handelt es sich um öffentliche Vorträge, die später in der Form von Videos ausgestrahlt werden und bereits mehr als drei Milliarden mal abgerufen worden sind (Stand November 2014). Dabei gibt es auch spezielle Themen-Kanäle zu solchen Schwerpunkten wie “Mentale Gesundheit” oder “Depression”, die über TED angeboten werden. Ein näherer Blick in dieses Vermittlungsangebot lohnt sich definitiv!

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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