Bei dem Demenzei geht es um kontroverse Themen aus der Welt der Pflege, die wir mit Ihnen diskutieren wollen. Unser nächstes Thema: Männer.
Wir hatten bis dato in unserem Video-Diskussionsformat “Das Demenzei des Monats” solche kontroversen Themen wie Angst, Sex, Wahn und Halluzinationen. Und jetzt Männer? “Was ist denn bitteschön kontrovers an diesem Thema?”, werden Sie jetzt vielleicht fragen.
Eines ist klar: Die Zeit, in der die meisten heute an einer Demenz erkrankten Männer geboren und aufgewachsen sind, kannte noch ein ziemlich eindeutiges Männerbild. Männer arbeiteten und versorgten als alleinige Verdiener die Familie. Viele von ihnen wuchsen allerdings ohne Väter auf, da diese im Krieg waren und nicht selten erst nach Jahren aus der Gefangenschaft kamen oder im Krieg gefallen waren. Viele lernten nie, über das eigene Leid zu sprechen, da sie – obwohl sie während des Krieges Kinder und somit Opfer waren – zum “Tätervolk” gehörten.
Eine andere Problematik ist die Frage nach Bedürfnissen von Männern mit Demenz, die heute in Pflegeeinrichtungen untergebracht sind. Haben diese Männer tatsächlich andere Bedürfnisse als Frauen? Und wie sollen diese Bedürfnisse erkannt werden, wenn Pflege nach wie vor vor allem weiblich ist? Schließlich existiert noch das moderne stark veränderte Männerbild. Wenn jetzige junge Männer eines Tages in das Pflegealter kommen, existiert kein eindeutiges Männerbild mehr. Die Unterschiede zwischen Männer und Frauen weichen zumindest in westlichen Metropolen immer weiter auf, abgesehen von der biologischen Differenz. Wir erleben aktuell zum Beispiel Männer, die sich um die Kinder kümmern, während ihre Frauen für den Unterhalt sorgen. Das wäre früher undenkbar gewesen. Und inwieweit werden Unterschiede in Hobbies, Interessen und Lebensthemen zwischen Mann und Frau sowieso durch Demenz aufgelöst? Die Frage ist also absolut aktuell: Was macht eigentlich Männer zu Männern?
Sie sehen schon, es gibt einige wirklich spannende Fragen zum Thema Männer. Das nächste Demenzei in der Form eines Diskussions-Videos wird am Montag, den 14. September, auf dem YouTube-Kanal des DZD veröffentlicht. Wie immer wollen wir mit unserem Video-Beitrag zur anschließenden Diskussion anregen. Und wie immer können Sie auch etwas gewinnen: nämlich ein Buch im Wert von 30 Euro!
Ihr Detlef Rüsing und Marcus Klug
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: Matthias Rhomberg / www.flickr.com
Detlef Rüsing ist Pflegewissenschaftler und leitet das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke. Rüsing verfügt ebenso über langjährige praktische Erfahrungen in der Alten- und Krankenpflege: Er hat dort über 16 Jahre gearbeitet. Seine Schwerpunkt liegt auf Theorie-Praxis-Transfer. Daneben ist er Herausgeber von “pflegen: Demenz. Zeitschrift für die professionelle Pflege von Personen mit Demenz”. Kontakt: detlef.ruesing@uni-wh.de.
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.