Zu den Themen Demenz und Emotionen gibt es jede Menge Bücher und Fachartikel. In diesem Beitrag werden empfehlenswerte Bücher und Fachartikel vorgestellt. Neben solchen Quellen, die grundlegende Aspekte unserer Gefühle behandeln, werden auch speziellere Werke präsentiert, die für die praktische Pflege von Bedeutung sind.
Für Einsteiger:
- Wer sich für das Thema Emotionen interessiert, sollte sich zunächst einmal näher mit der Frage beschäftigen, wie Emotionen von unserem Gehirn verarbeitet werden, und welche Emotionen grundsätzlich unterschieden werden. Dazu würde ich folgendes Buch empfehlen: LeDoux, J. (1998): Das Netz der Gefühle. Wie Emotionen entstehen. München/Wien: Carl Hanser. Gute Quellen, die neurobiologische Grundlagen unserer Emotionen vermitteln, gibt es selbstverständlich auch im Online-Bereich. Zwei Empfehlungen dazu: Werner Stangls Arbeitsblätter: Die menschlichen Emotionen. Ebenfalls empfehlenswert für die Grundlagen ist die Plattform “dasgehirn.info”, etwa folgender Beitrag: Was sind Emotionen?
- Die Verarbeitung von Emotionen ist ohne den Körper nicht denkbar; auch hierzu eine Buchempfehlung: Bauer, J. (2002): Das Gedächtnis der Körpers: Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Frankfurt: Eichborn. Auszüge aus dem Buch gibt es hier: http://www.heartsopen.com/docs/Gedaechtnis%20des%20Koerpers.pdf
- Wer sich dagegen verstärkt für die Frage interessiert, wie Emotionen in den Gesichtern von Menschen “gelesen” werden können, ist sicherlich gut mit dem folgenden Klassiker beraten: Ekman, P. (2010): Gefühle lesen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Homepage von Paul Ekman: http://www.paulekman.com. Siehe außerdem auch folgenden Online-Beitrag: Der Gesichtsversteher
- Emotionen und Beziehung sind auch Aspekte von Führung im Pflegekontext. Zu diesem Thema habe ich ein Buch von Günther Bauer entdeckt, in dem am Beispiel der Entwickung einer größeren Organisation der stationären Altenarbeit dargestellt wird, wie durch die konsequente Bezugnahme auf Emotionen und Sinn, Arbeitszufriedenheit und Effizienz deutlich gesteigert werden können. Siehe dazu folgendes Buch: Bauer, G. (2009): High Touch in der Altenpflege: Emotionen, Sinn und Beziehung als Hauptaspekte erfolgreicher Führung. Heidelberg: Carl-Auer.
- Das Thema Emotionen spielt auch im Zusammenhang zur Kommunikation bei Demenz eine größere Rolle. Neben der gesprochenen Sprache gibt es eine Fülle non-verbaler Verständigungsmöglichkeiten über Gesichtsausdruck, Gesten, die Position im Raum, Augenkontakt, Berührung. Insbesondere in der Versorgung und Betreuung von Menschen mit Demenz sind diese Verständigungsmöglichkeiten sehr wichtig, da Menschen mit Demenz spätestens ab dem mittleren Krankheitsstadium Probleme mit der verbalen Kommunikation haben. Siehe dazu das Online-Journal “DeSSorientiert” vom Demenz Support Stuttgart zum Schwerpunkt Verständigung: http://www.demenz-support.de/Repository/dessjournal_1_2_2009_hearing2.pdf
- Wer das Medium Video vorzieht, für den habe ich noch ein vierteiliges Video-Interview mit der Neurobiologin Martina Piefke im Angebot, in dem es um Zusammenhänge zwischen Emotionen, Demenz und Neurobiologie geht. Das Besondere daran: Das Video-Interview eignet sich auch für Personen, die ansonsten mit Neurobiologie nur relativ wenig am Hut haben. Zudem bezieht Piefke das Thema der Emotionen auch auf Menschen mit Demenz. Hier der Link zum Video-Interview: Interview mit Martina Piefke zu dem neurobiologischen Zusammenhang von Emotionen und Demenz
Für Fortgeschrittene:
- Wie fühlen sich demenzkranke Menschen in der stationären Pflege? Das ist für Pflegende und Angehörige oft schwer einzuschätzen. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium der Demenz. Zu diesem Thema gibt es eine wissenschaftliche Studie aus der Gerontologie von Susanna Re. Re geht anhand einer detaillierten Untersuchung bei neun Pflegeheimbewohnerinnen mit schwerer Demenz der Frage nach, ob eine systematische Beobachtung und Analyse der Mimik zu einem besseren Verständnis des emotionalen Erlebens der Personen führen kann. Folgende Quelle dazu: Re, S. (2003): Erleben und Ausdruck von Emotionen bei schwerer Demenz. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. Siehe dazu auch folgende Online-Präsentation: http://www.angewandte-gerontologie.de/Start/Content/Vortrag%20Re.pdf
- Zu der wissenschaftlichen Fragestellung, inwieweit emotionale Gesichtsausdrücke – je nach Demenzform und Stadium überhaupt noch erkennbar sind –, gibt es außerdem eine Reihe von empfehlenswerten internationalen Studien. Hier sollte man sich allerdings mit empirischen Verfahrensweisen auskennen und die englische Sprache gut bis sehr gut beherrschen. Siehe dazu etwa folgende Quelle: Discrimination of facial identity and of emotions in Alzheimer’s Disease.
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: big fat grey cat / www.flickr.com
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.