Die ganze Nacht ist in Omas Zimmer Ruhe. Diese Andeutungen, von nicht durch die Tür passen, lässt in mir die Sorge entstehen, dass sie vielleicht gestorben ist.
Doch durch die Tür gepasst hat? Ich lausche also immer wieder mal und freue mich, wenn ich sie atmen höre.
Kurz nach 7 Uhr meldet sie sich. Sie ist total eingenässt, sagt aber nichts dazu. Also erst mal alles saubermachen. Danach will sie Ruhe haben. Später Frühstück, Gesichtspflege, etwas anziehen und Zeitung lesen. Sie wirkt wieder voll klar, ist aber müde. Kurz bevor Angelika (Fachkrankenschwester vom Pflegedienst; Anm. der Redaktion) kommt, möchte sie Fernsehen. Aber es läuft nichts Gescheites. Angelika macht Stimmung mit Hansi Hinterseer (oh graus). Zum Glück gefällt es Oma schnell nicht mehr so gut.
Mittags hat sie wenig Appetit. Und danach hat sie viel zu tun im Mittagsschlaf.
Klärchen kommt (eine Freundin der Großmutter; Anm. der Redaktion). Oma erzählt von den vielen Krümeln, die sie alle aufsammeln muss. Und bewegt ihre Hände entsprechend. Sie freut sich über ihre Freundin, kann sich aber gar nicht richtig mit ihr unterhalten. Wir trinken zusammen Kaffee und essen den Tortenboden, den Oma bei mir bestellt hatte. Ihr fallen immer wieder die Augen und Klärchen macht sich schnell wieder auf den Weg. Sie ist traurig und glaubt Oma nicht noch mal wieder zu sehen. Seit heute morgen hat sie noch kein Pippi gemacht.
Kurz vor dem Abendessen wird Oma wieder wach und muss mal. Sie erledigt beides. Und wünscht sich anschließend was zu essen. Sie isst sehr langsam und es schmeckt ihr doch nicht so gut, wie sie dachte.
Danach etwas TV gucken und gegen 20 Uhr will sie duschen gehen. Ich überzeuge sie, dass das viel zu schwer ist, in der Dusche stehen. Stattdessen wasche ich sie gründlich im Bett. Das gefällt ihr auch.
Text: Katja Hörter