Recherche in Google, das ist doch vollkommen oberflächlich. “Wir sagen Nein”. Denn mit den richtigen Kniffen und Tricks können Sie als professionelle Pflegekraft dieser Suchmaschine unglaubliche Informationen entlocken. Und neben Google gibt es Google Scholar: Hier geht es vor allem um wissenschaftliche Erkenntnisse.
Folgende Situation: Eine professionelle Pflegekraft, der in einem Universitätsklinikum arbeitet, studiert nach Jahren neben dem Job Pflegewissenschaft. Ihre Motivation umschreibt sie so: “Im Pflegealltag haben sich die Fragen aufgedrängt, die mit dem Wissen aus Aus- und Fortbildung nicht beantwortet werden können”. Dabei haben sie ihre Kollegen in ihrem berufsbegleitenden Studium unterstützt. Insgesamt studieren drei Pflegekräfte aus dem Klinikum, mit dem Auftrag, die Erkenntnisse aus dem Studium für die praktische Arbeit zu nutzen. Die Pflegedirektion erwartet, dass die drei Studierenden später dazu in der Lage sind, in Datenbanken zu recherchieren, um spezielle Wissensanfragen zu beantworten, etwa folgende Frage: Wie sehen die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz aus, die im Krankenhaus versorgt werden?
Bevor wir uns in dieser Reihe aber jetzt mit speziellen elektronischen Datenbanken wie unter anderem PubMed oder Gerolit beschäftigen, werden wir in diesem Beitrag die Suchmaschine von Google fokussieren. Denn längst nicht alle professionellen Gesundheitskräfte, die auf der Suche nach Informationen im Internet sind, kennen die Kniffe und Tricks dieser wirklich großen Suchmaschine. Daneben ist sicherlich für die Suche von Fachinformationen im Gesundheitsbereich auch Google Scholar von Relevanz.
Die Grundlagen für die Google-Suche
1 Boolesche Operatoren
Wie auch in anderen Datenbank-Recherchen üblich, sollten Sie in Google mit sogenannten “Booleschen Operatoren” arbeiten. Das bedeutet, dass die Suche nach Informationen entweder eingeschränkt oder erweitert wird. “Demenz im Krankenhaus” ergibt beispielsweise wesentlich mehr Treffer, als wenn Sie die Suche durch den Operator + einschränken. “Demenz im Krankenhaus” (605.000 Ergebnisse), “Demenz im Krankenhaus + Pflege” (336.000 Ergebnisse).
2 Seitenspezifische Suche
Google muss nicht das ganze Internet durchforsten. Durch die Eingabe von “site:beliebige Domain” können Sie die Zielsuche auf eine Seite richten. Ein Beispiel dazu. Sie wollen nur auf der Online-Plattform station24.de nach Informationen zu folgenden beiden Begriffen suchen: “Demenz” und “Krankenhaus”. Dann geben Sie folgenden Befehl ein: “Demenz|Krankenhaus site:https://www.station24.de/”. Das Zeichen zwischen “Demenz” und “Krankenhaus” (|) ist der Operator, der die beiden Begriffe in der Suche voneinander trennt, gefolgt von einem Leerzeichen und “site:”. Durch “site:” können Sie die Suche auf ganz bestimmte Internetangebote beschränken.
Bedenken Sie dabei auch, dass Sie über diese “Seitenspezifische Suche” sämtliche Datenbanken von Fachportalen und Zeitschriften nach bestimmten Themen und Begriffen oder Ereignissen durchsuchen können. Fachzeitschriften wie etwa “Altenpflege online” oder “CAREkonkret”. Wir werden uns in einem gesonderten Artikel noch mit diesen Fachzeitschriften und Portalen beschäftigen.
3 Wörterbuch-Nutzung
Wer als professionelle Pflegekraft mehrere Definitionen zu einzelnen Fachbegriffen sucht (außer Wikipedia), sollte mit folgendem Präfix arbeiten: “define:”. Ein Beispiel dazu: der Begriff “Dekubitus”. Geben Sie einmal “define:Dekubitus” in die Google-Suchmaske ein und schauen Sie sich genauer an, was Sie dadurch für Definitionen angezeigt bekommen.
4 Dateitypen
Google sucht nicht nur nach Webseiten; es kann auch nach bestimmten Dateitypen suchen. Mit dem Befehl “filetyp:” können sich nach bestimmten Dateitypen suchen. Unterstützt werden PDFs, Microsoft- und OpenOffice-Formate und einige weitere Typen. Einen Überblick über sämtliche Formate erhalten Sie in der erweiterten Suche von Google.
5 Erweiterte Suche
Wenn Sie Probleme haben, eine Suchanfrage zu formulieren, versuchen Sie die Erweiterte Suchoption unter www.google.com/advanced_search. Durch diese Option können Sie Ihre Suche noch wesentlich stärker verfeinern.
Eine weitere Möglichkeit, auf die “Erweiterte Suchoption” zu gelangen, besteht darin, das Feld oben rechts unter dem Zahnrad anzuklicken, sobald Sie unter Google angemeldet sind (siehe Bild oberhalb dieses Absatzes).
Wenn Sie das Feld “Erweiterte Suche” bereits aktiviert haben, können Sie Ihre Suche weiter eingrenzen: Sprache, Land, Zeitbegrenzung und so weiter. Außerdem finden Sie hier auch einen Überblick über alle Dateitypen, die Sie in Google suchen können.
6 Einfache SEO
SEO steht für “Suchmaschinenoptimierung”. Wenn Sie als Pflegeeinrichtung selber einen Blog oder eine Internetseite betreiben, kann es Sinn machen, einzelne Artikel und Suchbegriffe mit solchen Themen und Schlagworten im Gesundheitsbereich abzugleichen, die gerade besonders beliebt sind. Dadurch erhöhen Sie Ihre Trefferzahlen und verbessern die Position Ihrer Website in Google. Genau das ist mit einfacher Suchmaschinenoptimierung gemeint.
Google.com/trends ist dafür das richtige Angebot. Über das Thema “Demenz” erfährt man dort beispielsweise, wenn man “Dementia” als Suchbegriff eingibt, dass bei den verschiedenen Demenzformen aktuell vor allem die Lewy-Body-Demenz (zu Deutsch: die Lewy-Körper-Demenz oder Lewy-Körperchen-Demenz) gesucht wird.
Suche in Google Scholar
Google Scholar ist eine Suchmaschine des Unternehmens Google Inc. und dient der allgemeinen Literaturrecherche wissenschaftlicher Dokumente. Wenn Sie dort einzelne Begriffe und Themen suchen, können Sie auch den Zeitraum näher definieren, beispielsweise “Seit 2015″, “Seit 2014″ oder “Seit 2010″. Die Operatoren bleiben dabei selbstverständlich die gleichen Operatoren wie auch bei der gewöhnlichen Suche in Google: also Begriffe kombiniert mit den Zeichen “+” und “-”; je nachdem, ob Sie Ihre Suche einschränken oder erweitern wollen. Daneben können Sie auswählen, in welcher Sprache Sie Forschungsergebnisse suchen wollen. Allerdings möchte ich hier hinzufügen, dass in etwa 90 % aller wissenschaftlichen Studien aus der Demenz- und Versorgungsforschung auf Englisch publiziert werden.
Wenn Sie über ein eigenes Google-Konto verfügen, können Sie außerdem Ihre Rechercheergebnisse unter “Meine Bibliothek” abspeichern (wie das funktioniert wird im Video im oberen Bereich erklärt). Sie können außerdem unter “Benachrichtungen” festlegen, ob Sie Nachrichten per E-Mail darüber erhalten wollen, wenn zu ihrem Thema neue wissenschaftliche Studien ergänzt worden sind. Außerdem sehen Sie unter “Kennzahlen”, welche wissenschaftlichen Zeitschriften besonders hoch im Ranking stehen. So bin ich beispielsweise bei englischen “Top-Publikationen” einmal auf die Kategorie “Gesundheit und Medizin” gegangen und weiter auf die Unterkategorie “Nursing” (zu Deutsch: “Pflege”). Die beiden “Top-Zeitschriften” sind hier beispielsweise das “Journal of Advanced Nursing” und das “International Journal of Nursing Studies”. Hier der Link dazu.
Derartige Informationen können nützlich sein, wenn beispielsweise ein Entscheider im Krankenhaus von Ihnen verlangt, einmal zu recherchieren, welche Informationen aus der Wissenschaft von Belang sind, um eine spezielle Abteilung für die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus einzurichten. Alleine in der internationalen Versorgungsforschung finden Sie mittlerweile zahlreiche nützliche Informationen zu diesem Thema, die Entscheidungen auf der Basis von wissenschaftlichen Informationen vereinfachen können. Etwa die Frage, wie die Räume belichtet sein sollten, in denen Menschen mit Demenz im Krankenhaus versorgt werden. Dafür sollten Sie auch Fachzeitschriften aus dem internationalen Sprachraum kennen und hier kann Google Scholar sehr nützlich sein, wie ich mit meinem Beispiel ja bereits demonstriert habe. Denn Sie erhalten einen nützlichen Überblick über relevante Publikationsmedien, indem Sie beispielsweise unter “Kennzahlen” in Google Scholar nach wissenschaftlichen Fachpublikationen suchen.
Quellenangabe zum Titelfoto:
Foto: The National US Archives / www.flickr.com
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.