Informationsbroschüre: Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule

Die ersten Homosexellen, die einst offen schwul oder lesbisch lebten, sind inzwischen alt und pflegebedürftig. Wer in der Pflege arbeitet, sollte sich daher einmal näher mit der schwul-lesbischen Kultur beschäftigen. Die empfehlenswerte Informationsbroschüre “Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule” geht auf einige bemerkenswerte Hintergründe ein.

Neulich las ich in der Wochenzeitung “CAREkonkret” von einem Pflegeheim in München, das seine zwölf Häuser für homosexuelle Seniorinnen und Senioren attraktiver machen will. Denn nach wie vor gilt wohl noch in zahlreichen Pflegeheimen, dass die Anbieter nicht wirklich auf die Bedürfnisse von Homosexuellen eingerichtet sind. So hat sich besagtes Pflegeheim – nämlich die Münchenstift GmbH –  bereits 2014 beim Christopher Street Day in Köln unter das Volk gemischt: umgeben von schrillen Dragqueens, Frauen im Lackoutfit und Schwuhplattlern.

Tatsächlich sind viele von den ersten Homosexellen, die einst offen schwul oder lesbisch lebten, inzwischen alt und pflegebedürftig geworden. Und einige alte homosexuelle Personen leiden zudem an Demenz. Dabei sollten wir nicht vergessen, wie es noch selbst nach der Befreiung vom Nationalsozialismus um Menschen stand, die sich zu ihrer Homosexualität bekannten: Wer homosexuell war, galt als psychisch krank und wurde entsprechend pathologisiert. Und noch bis zum Jahr 1994 drohte mit § 175 StGB die starfrechtliche Verurteilung für homosexuelle Handlungen.

Jetzt sollte man eigentlich annehmen, dass wir heute als Gesellschaft wesentlich offener mit schwul-lesbischer Kultur umgehen und dementsprechend auch viel mehr über diese Kultur wissen. Realistisch betrachtet gibt es aber auch heute noch relativ viel Nachholbedarf in Sachen schwul-lesbischer Kultur: Es ist daher sicherlich kein Zufall, dass sich auch heute noch einzelne Pflegeeinrichtungen mit kultursensibler Pflege für Lesben und Schwule schwer tun, da die Erfahrungen und Hintergründe fehlen.

Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule

Die frei erhältliche Informationsbroschüre “Kultursensible Pflege für Lesben und Schwule”, die vom Kölner Rubicon e.V. gestaltet wurde, klärt über Hintergründe der schwul-lesbischen Kultur auf, denn wer ältere Lesben, Schwule, bisexuelle, transgender und intersexuelle Menschen pflegt, sollte sich auch einmal näher mit dieser Kultur vertraut machen.

So heißt es auch ganz passend im Vorwort von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens: “Pflegekräfte benötigen Wissen um die schwul-lesbische Kultur und genügend Informationen, um die Erfahrungen alter homosexueller Menschen in den geschichtlichen Zusammenhang einordnen zu können.”

Hier der Link zur Broschüre: http://www.rubicon-koeln.de/fileadmin/user_upload/Kultursensible_Pflege_fuer_Lesben_und_Schwule._Informationen_fuer_die_Professionelle_Altenpflege.pdf

Quellenangabe zum Titelfoto:

Foto: Iloveart Iloveart / www.flickr.com

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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