Zu den Schwerpunkten des Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) gehört es, Erkenntnisse aus der Demenzforschung an Praktiker aus der professionellen Pflege, beratende Personen und Angehörige zu vermitteln. Der Transfer von Wissen bezieht sich dabei traditionell auf Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften sowie auf Dialogveranstaltungen und Vorträge. Aber wie verhält es sich mit der Vermittlungspraxis, wenn zusätzlich auf das Potential von sozialen Medien gesetzt wird?
Teilen und Erinnern: der Auftakt zu einer neuen Serie
Das Internet ist nicht nur eine Technologie des fortlaufenden rasanten Wandels, sondern ebenso eine Nostalgiemaschine. Nostalgie ist gleichzeitig auch das Stichwort im Umgang mit demenzerkrankten Personen. Nicht nur junge Eltern teilen über Medien Eindrücke an vergangene Erinnerungen mit ihren Kindern, sondern gleichfalls auch demenzerkrankte Personen mit ihren Angehörigen. Zugleich bildet diese Analogie den Ausgangspunkt zu einer Serie über die Vermittlungspraxis in sozialen Medien am Beispiel der Demenzforschung.
Vor etwa einem halben Jahr habe ich intensiv damit begonnen, mir Gedanken darüber zu machen, wie soziale Medien für den Transfer von Wissen im Bereich der Demenzforschung genutzt werden können. Dies hing damit zusammen, dass ich am Dialog- und Transferzentrum Demenz an der Universität Witten/Herdecke als Kommunikationswissenschaftler angestellt worden bin, um das Dialogzentrum dabei zu unterstützen, neue Wege im Transfer und in der Vermittlung von Wissen zu bestreiten. Das Projekt läuft bis Ende 2014.
Mit diesen neuen Wegen sind auch unterschiedliche Perspektiven und Zugangsweisen zu relevanten Themen aus der Demenzforschung verknüpft: Es macht dementsprechend einen Unterschied aus, ob Informationen und Wissen in der Form von kürzeren Beiträgen auf Facebook und Twitter kommuniziert werden, ob zusätzlich auf Video- und Audio-Beiträge in der Vermittlung gesetzt wird (etwa auf YouTube und SlideShare), und in welcher Art und Weise einzelne Personen in diesen Kanälen angesprochen werden: Soll man etwa auf eine einheitliche Sprachform in der Vermittlung setzen oder anstelle davon die Form der Ansprache – je nach Social Media Kanal – variieren?
Digitaler Wissenstransfer in der Praxis: Thematische Übersicht zu einer neuen Serie
Das Ziel dieser Serie besteht darin, mit Ihnen das Wissen über die Vermittlungspraxis in sozialen Medien am Beispiel der Demenzforschung zu teilen.
Folgende Aspekte sollen innerhalb dieser Serie u. a. näher beleuchtet werden:
- Welche Blogs und Internetportale sind im Umgang mit Demenz besonders empfehlenswert?
- Wo findet man relevante Erkentnisse und wissenschaftliche Studien zum Thema Demenz, die auch in der pflegerischen Praxis nützlich sind?
- Wie können Erkenntnisse aus der Demenzforschung in der Form von Video- und Audio-Beiträgen vermittelt werden? Welche unterschiedlichen Strategien und Formate existieren?
- Was sind elektronische Erinnerungsalben? Inwieweit stellen derartige Formate eine Bereicherung für die Biografiearbeit dar?
- Worin bestehen die besonderen Vorteile von solchen Social Media Kanälen wie u. a. Facebook, Google+ und Twitter für den Austausch zum Thema Demenz unter pflegenden Angehörigen, professionellen Pflegenden und beratenden Personen?
- Warum sollten sich gerade beratende Personen mit dem Thema des digitalen Wissenstransfers intensiver auseinandersetzen? Inwieweit profitieren also beratende Personen von sozialen Medien in der Beratungspraxis?
Seien Sie also gespannt auf die nächsten Folgen dieser Serie!
Quellenangabe zum Titelfoto:
Teilen und Erinnern / Foto: wvandergroef / flickr.com
Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.
Sehr geehrter Herr Klug,
seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Themen Demenz, Erinnerungen, bedürfnisorientierter Beziehungsarbeit und der Verbesserung der Lebensumstände für Menschen mit einer Demenz. Ich kam über die Demenz des Papás meiner Frendin zu diesem Thema.
Nun existiert mittlerweile unsere Webseite, ( http://www.biogravision.de ) auf der zu sehen ist, was wir tun. Da gibts ein rotes Buch, welches fast alles erklärt.
( http://www.biogravision.de/biogravision/03sprechend.html )
Wir machen aus den Lebenszeitdokumenten der Leute individuelle virtuelle ErinnerungsBücher, die diesen Menschen helfen können, Erinnerungen wieder zu finden.
Weil alte Leute nur bedingt Computer – affin sind, Menschen mit Demenz können gar nix damit anfangen, nutzen wir den Comuter als Buch, in dem mit der Hand, fast wie in einem wirklichen Buch geblättert werden kann.
Es funktioniert tatsächlich !
Es gibt viel zu tun, es sind auch überkommene Dogmen aus dem Weg zu räumen.
Menschen, auch mit Demenz, gehen mit dem Computer um, wenn das Angebot den Bedürfnissen der Menschen entspricht. Man muß sie nur lassen !
Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Beste Grüße
Willy Fickelscheer
Hallo Herr Fickelscheer,
ich habe mir Ihre Internetseite angeschaut. Die Idee, Erinnerungen in der Form eines E-Books für Demenzerkrankte und Angehörige umzusetzen – als “BiograVision” –, finde ich großartig. Was ich allerdings ein wenig vermisst habe, als ich mir Ihr Beispiel angesehen habe, sind konzeptionelle und ästhetische Aspekte in der Umsetzung. Wenn Sie wollen, können wir gerne einmal miteinander telefonieren. Auch interessiere ich mich im besonderen Maße für die Frage, was es bedeutet, den Computer als Buch zu nutzen, insbesondere für ältere Menschen und Demenzerkrankte.
Mit freundlichen Grüßen, Marcus Klug
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