Der Dialog auf Augenhöhe zwischen Forschung und Praxis stand bei der Tagung „Lebensqualität bei Demenz“ im Mittelpunkt. Pflegewissenschaftler und Praktiker beschäftigten sich mit der Frage, inwieweit wissenschaftliche Erkenntnisse im Pflegealltag zu mehr Lebensqualität beitragen können.
Seit Bestehen im Jahre 2005 gibt das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) vier Mal pro Jahr einen Forschungsnewsletter heraus, in dem relevante Erkenntnisse aus der Pflegeforschung vornehmlich an Praktiker vermittelt werden. Im Vorfeld hatten die Leser des Newsletters darüber abgestimmt, welches Thema auf dem ersten Newsletterday des DZD näher beleuchtet werden sollte: Die Wahl fiel auf das Thema “Lebensqualität”.
Mit circa 200 Personen war die Veranstaltung im großen Hörsaal der Universität Witten/Herdecke, die um 10 Uhr begann und bis 17 Uhr andauerte, ein voller Erfolg. Dabei bestand das Publikum sowohl aus Pflegeschülern als auch aus professionellen Pflegekräften, Managern, Beratern, Medizinern und Psychologen.
Die Frage, inwiefern Lebensqualität trotz Demenz bewahrt werden kann, und was in der Pflegeforschung unter diesem Begriff verstanden wird, diskutierten die Referenten mit dem Publikum. Neben der Eröffnung und den Grußworten, die u. a. von Prof. Dr. Martin Butzlaff (Präsident der Universität Witten/Herdecke) und Prof. Christel Bienstein (Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke) beigesteuert wurden, leitete Detlef Rüsing vom DZD in das eigentliche Thema ein. „Wenn man von Lebensqualität spricht und Lebensqualität befördern will“, so Rüsing, „dann muss man auch die Rahmenbedingungen schaffen, damit man Lebensqualität erhalten kann.“
Zu den Rahmenbedingungen, etwa zur Versorgungssituation im Pflegealltag, äußerte sich auch Dr. Hans-Werner Urselmann (Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung, Oberberg – Nord) in seinem Vortrag „Umgang mit herausforderndem Verhalten. Schreien oder Rufen von Menschen mit Demenz“. Wie erleben Pflegende in stationären Einrichtungen der Altenhilfe das herausfordernde Schreien oder Rufen von Menschen mit Demenz? Und inwieweit können die Rahmenbedingungen in solchen extremen Situationen verbessert werden, um beispielsweise für mehr Entlastung auf der Seite der Pflegenden zu sorgen?
In seinem Festvortrag zum Thema “Lebensqualität” fragte der renommierte niederländische Wissenschaftler Dr. Teake P. Ettema (Stichting SDHC Haarlem) zunächst allgemein, was Lebensqualität überhaupt ausmacht. Hier identifizierte er Dinge wie Gesundheit, Gemeinschaftssinn und Glück, um schließlich genauer auf die Entwicklung der Demenzforschung unter dem Aspekt der Lebensqualität einzugehen.
Weitere Vorträge kamen von Prof. Dr. Katharina Gröning (Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld), welche zum Schwerpunktthema “Familiendynamik und Demenz” referierte, und von Christian Müller-Hergl vom DZD, der in seinem Vortrag “Lebensqualität im Widerspruch” einen kritischen Blick auf den Zusammenhang von Lebensqualität bei Demenz und realen Rahmenbedingungen in der professionellen Pflege warf.
Der nächste Newsletterday wird am 6. November 2013 im großen Hörsaal der Universität Witten/Herdecke stattfinden.
Quellenangabe zum Bild:
Festvortrag Teake P. Ettema / Foto: Britta Koch