03.07.2009: Demenztagebuch von Katja Hörter

Morgens ist alles ok. Das erste Mal musste sie um 7 Uhr.

Ich habe eine Ganzkörperwaschung gewagt, es ist ja nicht kalt. Sie sitzt auf dem Toilettenstuhl und ich bin drum herum gewirbelt. Eines nach dem anderen abgewaschen, abgetrocknet und eingecremt.

Es hat ihr gefallen. Dann muss ich einkaufen. Sie hört, dass ich wieder komme und ruft jammernd “Philip?” (der Urenkel der Großmutter; Anm. der Redaktion). Sie will aufs Klo, aber sie ist eingefangen und gefesselt hier am Stuhl. Klar, sie kommt nicht gut raus, wenn die Füße auf den Stützen stehen. Aber es war wohl eher der fremde Raum, weil ich sie ins schattige Wohnzimmer gestellt hatte.

Um 12 Uhr ist Lymphdrainage. Später gibt es Rote Grütze. Die isst sie gern auf. Macht eine Stunde Mittagspause. Wird danach hellwach und muss erst mal auf Klo. Dann TV. Sie braucht mal wieder ihre Brille dazu. Sie guckt interessiert “Rote Rosen”, weil sonst nichts Schönes kommt. Draußen ist ein Gewitter im Anmarsch.

Sie hat auf einmal an nichts mehr Interesse und einen Durchfall. Abends guckt sie dann wieder TV und lässt mit sich reden. Sie will eigentlich in ihr Zuhause, dass bei Mariechen (die Schwester der Großmutter; Anm. der Redaktion) ist. Sie lässt sich beruhigen, die Beine sind abends wieder dick.

Text: Katja Hörter

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