Kommentare zu: Umgang mit Wahn und Halluzinationen: Empfehlungen aus der Wissenschaft http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/ Wissen aus der Demenzfoschung Sat, 03 Nov 2018 20:13:45 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=3.9.26 Von: Bibi http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/#comment-131 Mon, 13 Aug 2018 09:50:49 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=6572#comment-131 Hallo an Herr Rüsing und Marillsen,

Zu Marillsen schreibe ich etwas am Schluss.

Mein Vater hatte am Anfang seiner Demenz Diagnose stärkere Psychosen die sich heute gebessert haben.

Ich sorge seit 2012 zusammen mit meiner Mutter für meinen demenzkranken Vater. Er ist mittlerweile 83 und ich 36.

Er bildete sich am Anfang ein, dass ihn ein böser Mann verfolgt wenn er in die Stadt geht, weshalb er sich
Schreckschusspistolen kaufte und immer mitnahm. Weiter erzählte er oft wie er unsere Nachbarin gesehen
habe wie sie in die Wohnung kommt und etwas klaut… dann wegrennt und am Ende in ein Auto steigt
und mit quietschenden Reifen wegfährt. Sehr gut ausgeschmückte Geschichten in denen er jedes Detail erzählen konnte
als wäre es wirklich geschehen.

Uns viel auf, dass er immer mehr Sachen sammelte und nichts mehr wegschmeißen wollte. Er kaufte sich vieles
doppelt und dreifach (Zeitschriften, CDs, DVDs, Kopien von Bildern in 20 fachen Ausführungen usw.) und versuchte irgendwann das Chaos in hunderten von Faltschachtel zu sortieren die im ganzen Wohnzimmer verteilt waren.
Der Berg wurde immer größer aber er wollte nichts wegwerfen. So verbrachte er von morgens bis abends damit Dinge zu suchen und natürlich musste alles was er nicht mehr fand geklaut worden sein.

Zunächst bekam er Atypische Neuroleptik vom Arzt verschrieben. Doch er war nicht mehr er selbst. Er schlief nur noch und schaute traurig. Die völlige Motivationslosigkeit. Laut dem Arzt muss man bei der Krankheit mit einer Lebenserwartung von nur 4-5 Jahren rechnen. Das einzige was wir tun könnten wäre ihn ruhig zu stellen und das Mittel nach und nach zu erhöhen.

Wir haben das Mittel jedoch sofort wieder abgesetzt. Er blühte wieder auf.

Wie ging ich also mit den “EINBILDUNGEN” um?
Als ich zu Anfang versuchte ihm einmal die Chance zu geben es zu verstehen und ihm in Ruhe erkläre, dass er sich das alles nur einbildet merkte ich dass ich gegen eine Wand laufe. Dies ist allerdings von Person zu Person verschieden!
Bei meinem Vater war das nicht der richtige Weg.
Stattdessen habe ich immer zugehört wenn er sich wieder über eine Einbildung beklagte. Ich war dann sehr liebevoll und sagte, dass das ja sehr schade ist und versuchte dann zu sagen, dass es ja glücklicherweise nichts wichtiges wäre was weg ist und ich ihm alles was ihm fehlt wieder kaufen würde.
Als er kurz davor war eine Nachbarin wegen Diebstahl anzuzeigen!!! erzählte ich ihm, dass diese Nachbarin leider krank sei und darum diese Dinge mitgenommen hat. Weil Sie Medikamente bekommt und nicht weiß was Sie tut und er soll es bitte auf sich beruhen lassen. Da war er ganz verblüfft uns sagte: “Achso ja das wusste ich ja nicht”.
So konnten wir ihn im Zaum halten und er brachte in gewisser Weise Verständnis für seinen imaginären Übeltäter auf.

Weiter habe ich, da sich mein Vater so stark verfolgt fühlte eine neue Wohnung in einer neuen Stadt gesucht.
Eine schöne, helle Neubauwohnung mit neuen Möbeln und ein paar die ihm wichtig waren und die er mitnehmen wollte.
Heim kam für ihn und uns nicht in Frage. Mitte 2016 fand der Umzug statt.
Entgegen vieler gegenteiliger Meinungen zum Umzug von Demenzkranken ….kann eben so ein Umzug gerade bei Psychosen sehr gut sein! Mein Vater hat es sich vor allem gewünscht um von dem Umfeld wegzukommen in dem er sich bedroht fühlt.

Ich habe den Umzug genutzt um einfach den ganzen Müll den er angesammelt hatte wegzuwerfen. Ich habe ihm nur die wichtigsten Sachen mitgenommen aber doch genug, dass er nichts vermissen konnte.
Wichtig bei Demenz ist es eben auch ständig “heimlich” hinter der betroffen Person aufzuräumen und überflüssige Dinge wegzuwerfen. Aber so, dass es die Person nicht merkt! Man sollte nicht “Seine Ordnung” in den Schränken durcheinander bringen aber alles was sich drumherum ansammelt heimlich immer wieder wegschmeißen. So sorgt man dafür, dass er Sachen schneller findet und weniger oft denkt ihm wurde etwas geklaut. Auch die Schreckschusspistolen habe ich alle heimlich entsorgt.
Er nimmt zwar nun auch Werkzeuge die er sich unter das Sofa legt aber ganz kann man das nicht vermeiden.

Von dem bösen Mann der ihn verfolgt sagt er heute nichts mehr. Er ist sehr viel glücklicher in der neuen Umgebung und ist deutlich aufgeblüht.

Ich kann zusammenfassend sagen, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Man muss es sanft testen nach und nach. Womit bekomme ich den besten Zugang zu meinem Verwandten. Wie mache ich ihn glücklich?
Wenn man der Psychose keinen Glauben schenkt ist man schnell Teil der Verschwörung und wenn man Pech hat vertraut einem der Verwandte dann nicht mehr. Ich versuche darum ihm zu zeigen, dass ich ihm glaube. Aber ich fördere NICHT die Geschichte indem ich “die Hasen verscheuche” wie oben im Artikel erwähnt. Ich versuche die Einstellung meines Vaters zu der Angst positiv zu verändern oder es ein wenig zu entschärfen und ihn dann mit etwas fröhlichem abzulenken.

Je mehr Beschäftigung und Freude man in das Leben der Demenzkranken bringt desto weniger Raum und Zeit bleibt den Psychosen (nach meiner Erfahrung). Aber es hängt eben immer vom speziellen Fall ab.

Ich fühle mich oft wie ein Geheimagent der dieses Spiel so sinnvoll mitspielen muss, damit mein Vater maximal glücklich ist.

Zu Marillsen:
Deine Horror Visionen. Ich stelle es mir vor wie mein Tinitus der nicht mehr weggeht. Du kannst vielleicht nicht beeinflussen dass Du es siehst bzw. hörst aber vielleicht kannst Du beeinflussen wie Du es bewertest?
Kannst Du Dir zu den Dingen die Du siehst nicht etwas vorstellen was den Dingen den Schrecken nimmt?
Vielleicht sind es Wesen aus einer anderen Dimension die Du beschützen musst oder die auf Dich aufpassen? Möglicherweise sehen sie gruselig aus aber haben mehr Angst als Du?

Immer wenn ich mich vor etwas sehr stark geekelt habe oder Angst hatte habe ich versucht eine Geschichte darum zu entwickeln damit das Ganze seinen Schrecken verliert. Auch kann es helfen, dass Du genau nachliest woran dies alles liegt. Also was passiert mit Deinem Körper wenn Du das siehst usw. Oft ist es auch die Unwissenheit manchen Dingen gegenüber die uns die größte Angst machen.

Und dann ist es sicher auch bei Dir ein Versuch wert Dich mit neuen, fordernden Dingen zu beschäftigen bei denen Du lernen musst. Einerseits geistig wie auch körperlich aktiv sein musst. Denn was man rausfand ist, dass das Gehirn sich deutlich verändert wenn man Sport treibt und neue Dinge (zB eine neue Sprache lernt). Du könntest meiner Meinung nach darauf hoffen, dass sich durch so eine Veränderung diese eine Fehlschaltung in Deinem Gehirn zurückbildet (wie gesagt ich bin kein Arzt aber jemand der sich schon viel mit dem Thema Gehirn beschäftigt hat).

Ich kann Dir wärmstes die TED Vorträge empfehlen. Hier findest Du zu dem Thema des letztes Absatzes vieles was Dich sehr interessieren dürfte. Die TED Vorträge findest Du frei zugänglich im Internet. Hier nur zwei der Beispiele. Nutze die Suchfunktion on der Website um alle Artikel zu Deinem Thema zu finden.

https://www.ted.com/talks/elyn_saks_seeing_mental_illness/transcript?language=de
https://www.ted.com/talks/anil_seth_how_your_brain_hallucinates_your_conscious_reality/transcript

Viel Kraft für Dich und liebe Grüße
Bibi

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Von: Marillsen http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/#comment-99 Sat, 24 Mar 2018 18:04:35 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=6572#comment-99 Hallo ich bin noch nicht volljährig umd leide unter halluzinationen.Ich sehe oft sachen die nicht da sind, meistens im zusammenhang mit Horror. Ich suche immer noch nach einer Lösung mit dem Klarzukommen. Ich sagte es bereits meinen Eltern aber die fanden dass das kein wirkliches Problem ist. Ich denke das einige von ihnen vielleicht schon erfahrung gemacht haben, mit unter Haluzinationen leidenen Menschen. Ich möchte in diesem Kommentar fragen ob jemand Tipps für mich hat wie ich diese Haluzinationen loswerden kann. Denn selbst obwohl ich meisten weiß das es nicht echt ist leide ich darunter. Wenn jemand eine Lösung hat könnte dieser dann diese als einen Kommentar unter diese Website schreiben?

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Von: maklug http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/#comment-39 Fri, 07 Mar 2014 10:40:25 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=6572#comment-39 Lieber Herr Kochs,

es geht tatsächlich beim Demenzei nicht darum, ganz neue Antworten auf wichtige Fragestellungen in der Pflege zu liefern, sondern den Dialog in beide Richtungen zu fördern (Theorie – Praxis).
Und wir verfolgen dabei eher einen pragmatischen Ansatz, wobei das wiederum auch auf das Thema ankommt. Aus wissenschaftlicher Sicht ist beispielsweise das Thema “Frühdiagnostik bei Alzheimer” (Demezei 01) wesentlich interessanter als der “Umgang mit Wahn und Halluzinationen” (Demenzei 02), weil wir in der Wissenschaft nach wie vor noch kein Therapieverfahren entwickelt haben, mit dem man das Problem Alzheimer lösen könnte. Und selbst im Bereich der Frühdiagnostik ist man sich noch keineswegs darüber einig, wo genau die Ursachen für Alzheimer liegen. Da wird nach wie vor in verschiedenen Disziplinen sehr viel geforscht. Auch gibt es in der Pflege(-Wissenschaft) Themen, die wirklich brisant sind, wohingegen andere Themen eher sehr praktischer Natur sind, etwa bei ganz konkreten Versorgungsfragestellungen.

Mit besten Grüßen
Marcus Klug

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Von: Christoph Kochs http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/#comment-38 Fri, 07 Mar 2014 10:14:31 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=6572#comment-38 Ich komme ursprünglich aus dem “Krankenpflegebereich” – aber ich denke Sie beide, Frau Keck und Herr Kreim, haben wertvolle Kommentare hier beigesteuert. Die Betonung der eigenen Haltung und Empathie (auch letzlich genauso für sich selbst) und die Frage einer sinnvollen Trennung von Menschen mit Demenz und denen ohne Demenz ist durchaus brisant, wenn man sie aus den Augen der alten Menschen ohne Demenz betrachtet.
Die Verunsicherung in der Pflege ist angesichts der zum Teil völlig gegensätzlichen Stellungnahmen von Wissenschaftlern einerseits und der zu langen thematischen Aussparung der Demenz in früheren Ausbildungsgängen in der Alten- und Krankenpflege erklärbar.
Generell bin ich in der Praxis (ich musste irgendwann vor allem aus gesundheitlichen Gründen in die Lehre wechseln) eher nach einem eigenen Stufensystem vorgegangen. 1. Herausfinden, worin der Wahn, die Halluzination konkret sich manifestiert und wie dieser/diese auf den Betroffenen wirkt/sich auswirkt? 2. Was er für die unmittelbare Umgebung bedeutet?
3. Zunächst behutsamer Versuch der Anbahnung eine Realitätsbezuges (“Schauen Sie, hier in Ihrem Schrank – da ist kein Mann!” – und dabei den Pat. Schrank mit dem Pat. zusammen oder unter seiner direkten Sichtkontrolle kontrolliert!)” – aber, wenn das nicht möglich war – natürlich auch 4. bin ich dann, wenn Ablenkungen nicht griffen (und meine Erfahrung ist, dass diese höchstens in 30% der Fälle griffen), auf den Wahn/die Halluzination eingestiegen… – immer mit dem Ziel, den Betroffenen zu beruhigen und zu befrieden – auch im Interesse der Umwelt. Dazu gibt es einige Geschichten. Hier eine ganz kurze: Wir hatten mal, als ich Schüler auf der inneren Abteilung war, eine bettlägrige Patientin, die rief immer lautstark, sobald es dunkel wurde und sie im Dreibettzimmer schlafen sollte: “Angelika, Angelika bist du da?” (Angelika= ihre Tochter) – Da war allgemeine Beruhigung und Realität nichts nütze – die Botschaften kamen nicht an – auch nicht Licht anlassen, auf das Steckbecken setzen, etc. -. Da die Patientin so laut rief, dass mindestens 20 der 26 Patienten auf der Station kein Auge zugemacht hat, solange sie rief, haben wir alle (und ich auch mit vollster Überzeugung) – nachdem wir es rausbekommen hatten (die Patienten blieben 1985 ja noch wesentlich länger in der Klinik als heute) es so gelöst: 2- 3 x musste man zur Patientin reingehen…- möglichst kein Licht machen, sanft ihren Unterarm streicheln und flüstern: “Ja, Mama, ich bin da! Schlaf gut!”
Die Patientin beruhigte sich zunehmend und schlief dann ein (oft bis zum nächsten Morgen).
Wir hatten den Schlüssel zu den Bedürfnissen der alten Dame hier gefunden.

“Anlügen” um es mir einfacher zu machen in Form von “Ihr Sohn kommt heute!”… – habe ich nicht gemacht. Ich hätte mich nicht gut dabei gefühlt und das als unfair empfunden – aber Anlügen, um bei dem Patienten etwas menschlich oder therapeutisch zu erreichen – klar, notfalls auch das (“So -hier habe ich jetzt den Strom ausgeschaltet!” und Drücken des Schalters für kleine Nachtlichtbeleuchtung des Raumes auf den mannigfachen Hinweis des verwirrten alten Menschen hin. – “da läuft elektrischer Strom in mich rein!”[= via Infusionsleitung] – und, um das ständige Ziehen und Neuanlegen der Infusion zu beenden und den alten Menschen nicht anders ruhigstellen zu müssen …).

Aber die Zeiten heute sind andere.
Keine Zeit (wir haben als Schüler ja sogar noch die Zimmer geputzt – das war vom Putzen her aus meiner Sicht damals weitgehend entbehrlich – aber man lernte Patienten viel besser kennen, konnte Patienten gezielt beobachten und sich mit ihnen unterhalten), wenig Personal (heute in den Kliniken nur noch ca. 50% der Personals von damals / in Altenheimen gab es m. E. damals schon weniger Personal ), Hektik (in den Kliniken heute viel mehr schwerkranke Menschen, in den Heimen deutlich mehr Menschen mit Demenz). Für viele gute Ansätze (vgl. oben Gebete als religiöses Bedürfnis und auch gleichzeitig damit als Weg zur Ruhe zu finden , Kindergeschichten/Märchen als Erinnerung an frühe “helle” Kindertage) ist meist weder ausreichend Zeit noch Geld da = fehlende Personalressourcen.

Ich finde es gut, dass Sie mit diesem “Demenz-Ei” den Dialog in beide Richtungen fördern möchten- (Theorie – Praxis) gerade auch mit den jungen Menschen. Das ist sicher eine gute Möglichkeit, nicht im sprichwörtlichen Elfenbeinturm sich ständig selbst zu bespiegeln.
Thematisch ganz neue Antworten waren jetzt bei diesem Thema für mich persönlich nicht viele dabei – aber der befruchtende Dialog – das Voneinander lernen und Miteinander nachdenken, statt ehrfürchtig und kritiklos und denkfaul vor neuen “Erkenntnissen” zu erstarren, erscheint mir oft auch die bodenständigere und pragmatischere Lösung zu sein.
Danke!
Weiter so!
Mit besten Grüßen!
Christoph Kochs

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Von: Elke Keck http://dzd.blog.uni-wh.de/rahmenempfehlungen-aus-der-wissenschaft-zum-umgang-mit-wahn-und-halluzinationen-bei-demenz/#comment-37 Tue, 25 Feb 2014 14:32:05 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=6572#comment-37 Hallo zusammen,
was die Menschen mit Demenz wirklich sehen können wir nicht wissen. Auch in der Begleitung Sterbender erfährt man, dass die Personen Bilder sehen, die uns als Haluzination, Vision, Wahnvorstellungen vorkommen.
Ich bin 87 b-Betreuungskraft und selbst ich habe immer zu wenig Zeit auf die BW genügend einzugehen.
Was ich sehr schwierig finde, dass sehr viel Pflegepersonal (Fach- sowie auch Helfer) sich nicht mit der Demenz auskennen. Bei der Zunahme der BW mit Demenz muss dies in meinen Augen zur Pflichtqualifikation werden. So versteht die Pflege auch die Aufgabe einer 87 b-Kraft und durch gemeinsame Komunikation über den BW kann bestimmt etwas bewegt werden. Doch ist das Personal nicht geschult, versteht es die BW nicht und es reibt sich immer wieder große Aggression auf und das Personal ist viel genervter und angestrengter. Doch hier spielt sowieso die Empathie gegenüber den BW (mit oder ohne Demenz) eine sehr große Rolle.
Sehr schwierig empfinde ich es, dass BW ohne Demenz und BW mit Demenz in einem Wohnbereich leben. Warum schwierig – die BW mit Demenz essen z. B. einfach die Brezel, die einer BW ohne Demenz gehört – diese regt sich sehr auf, da diese ihr Sohn gebracht hat und sie sich diese vom Pflegepersonal mit Butter bestreichen lies – leider war sie zu langsam, was bedeutet dicke Luft im Wohnbereich, denn die Aussage der Frau ohne Demenz “die dürfen alles, denen kann man nichts verbieten, die sind immer bevorzugt und man sagt immer – die seien dement. Ist dies eine Entschuldigung für alles”
Der demente BW lies sich die Brezel schmecken, lächelte zufrieden beim Essen der guten Brezel und merkte nicht mal, dass die Frau sich so ärgerte…. und so gibt es aus dem Alltag viel zu erzählen.
BW mit Demenz mit großen “zeitaufwendigen, nervigen” Betreubedarf biete ich immer wieder im Zimmer Gebete (Vater unser, jedoch auch Engelgebete zum Auflösen der Traumen) an. Manche BW haben darauf sehr ihre Ruhe gefunden und diese “Traumaerzählungen (schreckliche Geschichten aus dem Krieg)” waren verschwunden. Andere lassen es nicht zu – lassen jedoch ein Märchen zu und werden dabei ruhig. Doch wie schon gesagt, die Zeit ist immer viel zu knapp.
Ich muss noch bezahlen – ich sage dann immer: es ist schon bezahlt – oder ihr Mann/Sohn/Tochter hat es schon bezahlt. Sie können das Essen jetzt geniessen. Einmal habe ich auch eine Quittung für die Frau ausgestellt und sie war zufrieden. Und manchmal ist der Grad zwischen Lüge und Wahrheit sehr schmall, doch hier ist die Empathie doch sehr wichtig und um Aggressivität zu vermeiden ist eine “Notlüge” auch sicher erlaubt. Agressive BW sind für alle sehr anstrengend. Soviel aus meiner Praxis. Wenn die Uni Interesse hat Märchen und Demenz zu erforschen – ich wäre dabei!
In diesem Sinne – herzliche Grüße aus dem Schwabenländle
Elke Keck

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