Irren ist menschlich: Liste mit Links

Seitdem das wegweisende Lehrbuch “Irren ist menschlich” im Jahre 1978 das erste Mal veröffentlicht wurde, hat es die Psychiatriereform in Deutschland bis zum heutigen Tag nachhaltig beeinflusst. Dabei enthält dieses Buch auch viele Denkimpulse für die Pflege von Menschen mit Demenz. Marcus Klug hat sich die Frage gestellt, welche hilfreichen Quellen und Anregungen rund um das Werk im Internet zu finden sind.

Das Lehrbuch “Irren ist menschlich” hat die Psychiatriereform in Deutschland nachhaltig beeinflusst, als es im Jahre 1978 in der ersten Auflage erschien. Es hat klargemacht, dass es auf die Haltung ankommt, wie wir uns Menschen mit chronischen Krankheiten und psychischen Beeinträchtigungen annähern. Dies gilt insbesondere auch für die Pflege von Menschen mit Demenz: Der professionelle Umgang mit chronischen Krankheiten und psychischen Beeinträchtigungen hat auch immer etwas mit uns selber zu tun, also mit unserer eigenen Perspektive als professionelle Helfer innerhalb eines sozialen Netzwerks, bestehend aus Betroffenen und Angehörigen, Ärzten, Psychologen/Psychiater, Pflegenden und sonstigen professionellen Helfern.

Der Psychiatrie-Verlag

Als das Manuskript zu dem damals höchst innovativen Lehrbuch “Irren ist menschlich” Ende 1977 fertig war, waren einige medizinische Verlage zwar an der Veröffentlichung interessiert, jedoch zu einem sehr hohen Preis. Klaus Dörner und Ursula Plog wollten dieses Lehrbuch jedoch zu einem erschwinglichen Preis anbieten und gründeten deshalb zusammen mit Asmus Finzen und Hilde Schädle-Deininger 1978 den Psychiatrie-Verlag. Zu dem besonderen Konzept dieses Verlags (ausgehend von “Irren ist menschlich”) gehört vor allem die sozialpsychiatrische Grundhaltung, die in den 1970iger Jahren noch recht ungewöhnlich war, auch wenn sich bereits eine Reformierung der Psychiatrie in Deutschland anbahnte (1975 durch die Psychiatrie-Enquête).

Zu der konzeptionellen Ausrichtung findet man auf der Internetseite des Verlags folgende Aussage: “Seit `Irren ist menschlich´ gilt: Neben Fachwissen und Informationen vermitteln unsere Bücher immer auch eine sozialpsychiatrische Grundhaltung, die sich inhaltlich in einem personenorientierten, verstehenden Ansatz widerspiegelt. Daher sind unsere Bücher auch meist für Laien verständlich geschrieben und sprechen Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Profis gleichermaßen an.”

Ein Blick in das Verlagsprogramm lohnt sich in jedem Fall, findet man dort auch viele Bücher und E-Books, die für die Pflege von Menschen mit Demenz sehr aufschlussreich sein können – Titel wie “Umgang mit wahnkranken Menschen” oder “Engagiert und gesund bleiben. Kluge Selbstsorge in der psychosozialen Arbeit”  – etwa als Impuls zu dem Selbstpflege-Aspekt in der Versorgung von Menschen mit Demenz. Daneben gibt es auch eine Reihe mit Basiswissen-Büchern zu solchen Themen wie unter anderem “Motivierende Gesprächsführung” oder “Geschichte der Psychiatrie”.

In der “Mediathek” des Verlags finden Sie zudem einzelne DVDs, etwa “Einschlägige Personen. Ein Film über Sucht” oder “Ganz schön verrückt – Ansichten der Psychiatrie im Wandel des Zeit”. Außerdem gibt es in der Mediathek des Verlags auch Hörbücher. Ansprechend fand ich beispielsweise folgenden Titel: “Mehr vom Leben. Frauen und Männer mit Behinderung erzählen”. Denn es kann immer wieder anregend sein, sich in die Perspektive von Menschen hineinzuversetzen, die ganz besondere Barrieren des Alltags auf ihre je individuelle Art meistern.

Ich musste dabei an Saliya Kahawatte denken, der über einen Zeitraum von 15 Jahren als fast Blinder kellnerte. Siehe dazu: Mein Blind Date mit dem Leben. Wie schafft man das: Über 15 Jahren als Barkeeper zu arbeiten, ohne dass jemand seine Erblindung bemerkte?

Das Psychiatrienetz und weitere Netzwerke

Im Umfeld des Verlags können Sie auch weitere interessante Links zu Plattformen im Internet entdecken, wo informative Inhalte für Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Profis kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Empfehlenswert ist vor diesem Hintergrund das Psychiatrienetz. Neben Krankheitsbildern wie unter anderem Demenz, Depression und Manie werden in der Übersicht ebenso nützliche Informationen zu Behandlungsformen und Therapien vermittelt. Zudem gibt es Informationen zu Patientenrechten und Psychopharmaka. Weitere Links führen schließlich zu Hilfe- und Selbshilfenetzen. Siehe dazu auch folgenden Link: http://www.psychiatrie-verlag.de/informationen-hilfen-und-links.html.

Ausgehend von der Buch-Idee von Klaus Dörner und Ursula Plog wurden in der Vergangenheit bereits zahlreiche Vereine gegründet, die an die sozialpsychiatrische Ausrichtung des Buches anknüpfen. So habe ich beispielsweise im Internet Irren ist menschlich e. V. – “Verein für Psychiatrie-Erfahrene in und um Regensburg” –  gefunden. Das war ja auch einer der Grundimpulse von Dörner und Plog in ihrem wegweisenden Lehrbuch von 1978: nämlich Betroffene aus ihrer Isolation herauszubringen und solche Netzwerke zu bilden, die einen sozialen Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionellen Helfern ermöglichten und weiter kultivierten.

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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