29.04.2010: Demenztagebuch von Katja Hörter

Um 5 Uhr finde ich sie wach im Bett. Sie entschuldigt sich, dass sie noch schläft.

Die Nase gerötet, aber Pippi muss sie nicht. Sie will weiterschlafen. 10 Minuten später ruft sie mich ganz laut. Was ist denn? “Ach ich habe gerufen?” Können wir nicht weiterschlafen? “Ja, geh du mal.”

Wieder 10 Minuten später “Hallo, hallo!“ Was ist denn? “Ich bin jetzt wach.” Willst du Pippi machen? “Na gut.” Es klappt. So, jetzt kannst du bestimmt wieder schlafen.

Um 7 Uhr ist sie wach und will Frühstück haben. Danach waschen usw. Das Pflaster geht los. Wohl weil Angelika gestern aus lauter Freude, dass die Wunde so klein geworden ist, hat sie eines der Hydrocollpflaster drüber geklebt. Aus Vorsicht hat sie noch Zetuvit drüber gelegt. Sie hat immer noch den Wunsch die Wunde ganz alleine pflegen zu wollen. Aber die Hydrocollpflaster nehmen nicht viel Flüssigkeit auf. Das zeige ich ihr morgen. Hä hä.

Omas Bauch fühlt sich weicher an. Sie ist den ganzen Tag sehr viel wacher und fragt häufig nach Dieter. Sie will auch wieder wissen, wo sie mal hin soll.

Dann sitzt nachmittags wieder der kleine Häwelmann in ihrem Bett, guckt nach den Gittern rechts und links und kann nicht raus. Süß wie sie da so hin und her guckt und überlegt.

Ich mache die Bretter runter. Das geht also. Gut zu wissen. Sie fühlt sich aber nicht sicher. “Mach mal wieder zu.”

Sie wird wieder unruhiger.

Die Wassertablette treibt immer noch Flüssigkeit aus ihrem Körper, der Urin ist heller und riecht nicht mehr so extrem. Sie hatte heute auch viel Stuhlgang, quasi jedes Mal ein bisschen mit dabei.

Beim Fernsehen abends schnarcht sie. Um halb 10 Bettzeremonie. Sie schläft jetzt aber nicht.

Im Ganzen wirkt sie wieder vitaler und sieht runzliger aus, weil das Wasser raus ist. Die Haut an den Beinen ist sehr trocken und ich muss höllisch aufpassen, dass ich sie nicht mit den Fingernägeln verletze (Handschuhe bei der Massage mag ich nicht)

War das jetzt Lebensverlängerung oder nur eine Erleichterung. Es ist ja schon kein gutes Gefühl, einfach jemanden so volllaufen zu lassen. Aber vielleicht wäre sie jetzt schon Tod?

Schön wäre, wenn sich der Pippi-Rhythmus etwas normalisieren würde, sie hat jetzt auch mehr Durst. Aber vielleicht ist das auch nur wegen der Unruhephase. Heute ist es draußen sehr schwül und ein komischer Wind.

Text: Katja Hörter

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