Digitale Werkzeuge für das Selbstmanagement in der Pflege_Teil 1

Umfragen zufolge widerspricht die Pflegebranche dem Klischee der Technikfeindlichkeit: Medien wie Laptop und Smartphone haben auch die Arbeitsabläufe in der Pflege nachhaltig verändert. Aber wie steht es um die Nutzung von digitalen Werkzeugen für das Selbstmanagement?

Haben Sie sich schon einmal persönlich gefragt, wie es um Ihre persönliche Medienkompetenz bestellt ist? Oder halten Sie moderne Kommunikations- und Informationstechnologien für vollkommen überbewertet und häufig auch nutzlos, wenn es beispielsweise um die Organisation von Arbeitsabläufen in der stationären Pflege geht? De facto setzen aktuell rund 80% der Träger und Einrichtungen aus der professionellen Pflege zumindest in einem Arbeitsbereich auf EDV-Lösungen, etwa in der Dienst- und Einsatzplanung oder innerhalb der Pflegedokumentation, wie u. a. aus dem Artikel “Umfrage widerspricht dem Klischee einer technikfeindlichen Branche” aus der Zeitschrift “CAREkonkret” vom 10.05.2013 hervorgeht.

In dem Artikel wird auch das Projekt “MeDiAle” (“Medien und digitale Systeme in der Altenhilfe leichter einsetzen”) vorgestellt. Ziel dieses Projekts ist es, näher zu untersuchen, wie es um die Medienkompetenz und die Lern- und Anwendungsbereitschaft der Mitarbeiter in professionellen Pflegeeinrichtungen bestellt ist.

Das Projekt wird von den beiden Organisationen Konkret Consult Ruhr (KCR) aus Gelsenkirchen und der AWO Schleswig Holstein gGmbH in Kiel realisiert und läuft bereits seit Ende 2012. Bei einer schriftlichen Befragung von Mitarbeitern in den stationären Pflegeeinrichtungen der AWO Pflege Schleswig-Holstein zu Beginn des Jahres 2013 kam heraus, dass insbesondere für Leitungskräfte als auch für jüngere Mitarbeiter PC und Notebook mittlerweile selbstverständliche Arbeitswerkzeuge darstellen (71,3% der Befragten gaben an, einen PC oder ein Notebook auch in ihrer Freizeit zu nutzen), wobei sich die Nutzung dieser Medien hauptmäßig auf Internet, E-Mail und Textverarbeitungsprogramme bezieht. Andere Nutzungsweisen sind dagegen weniger weit verbreitet, etwa die Nutzung von Datenbanken oder der stärkere Einsatz von modernen Präsentationsprogrammen.

Wozu digitale Werkzeuge für das Selbstmanagement in der Pflege?

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse zu den Befragungen zum Projekt “MeDiAle” können wir auch auf allgemeinere Trends in der Nutzung von digitalen Medien in der professionellen Pflege schließen. Da in den meisten Pflegeeinrichtungen Internet, E-Mail und Textverarbeitungsprogramme zu den derzeit am meisten verbreiteten digitalen Medien gehören, ist die Nutzung von digitalen Werkzeugen für das Selbstmanagement noch eher ungewöhnlich, obwohl gerade solche Werkzeuge für die Pflege sehr nützlich sein können.

Dementsprechend gilt es bei der Einführung und Anwendung derartiger Werkzeuge stärker auf die medialen Gewohnheiten der Mitarbeiter zu achten, um einen nachhaltigeren Effekt zu erzielen. Inwieweit können einzelne professionellen Pflegekräfte von digitalen Werkzeugen für das Selbstmanagement profitieren? Wo besteht der besondere Mehrwert dieser Werkzeuge? Und wie lässt sich deren Anwendung mit den eigenen medialen Gewohnheiten verbinden?

Mit derartigen Fragestellungen werden wir uns in den nächsten Wochen in der Reihe “Selbstmanagement in der Pflege” genauer beschäftigen. Dabei geht es in diesem Beitrag erst einmal darum, für Orientierung zu sorgen, bevor wir in den nächsten Beiträgen mehr in den Detailbereich gehen werden.

Zur Erinnerung: Was bisher geschah

Vor jeder Technik stellt sich beim Selbstmanagement die Frage, warum Sie sich persönlich dafür interessieren und welche Dinge Sie prinzipiell verändern wollen, welche Ziele Sie anstreben. Dafür sollten Sie sich zunächst eingehender mit Ihren persönlichen Gewohnheiten und Wertevorstellungen beschäftigen und auch mit der Frage näher auseinandersetzen, wie Sie im Pflegealltag mit Ihren eigenen Ressourcen umgehen.

Der Weg des Selbstmanagements führt von innen nach außen. Spezielle Methoden und Techniken wie “Getting Things Done” (GTD) von David Allen und “Zen To Done” (ZTD) von Leo Babauta sind erst nach der tiefergehenden Reflexion eigener Zielvorstellungen und Bedürfnisse gefragt. Die Anwendung von digitalen Werkzeugen des Selbstmanagements bildet die Ergänzung zu solchen Methoden wie GTD oder ZTD. Dabei können Sie prinzipiell aber auch zunächst nur ein analoges Notizbüchlein und einen Bleistift als Werkzeuge für das Selbstmanagement benutzen – je nachdem, was für ein Typ Sie sind.

Die Grundstruktur des Selbstmanagements digital übersetzt

Auf der Grundlage von “Zen To Done” von Leo Babauta sieht die Grundstruktur des Selbstmanagements in etwa so aus:

  • Die wichtigsten Arbeitswerkzeuge des Selbstmanagements bilden ein Notizbuch und ein Stift. In dem Notizbuch werden alle Gedanken, Projektideen und sonstige Arbeitsschritte, die in nächster Zeit anliegen, zunächst ganz ungefiltert notiert. Als digitales Werkzeug bietet sich hierfür u. a. die Software Evernote an, wobei der Funktionsumfang von Evernote weit über ein konventionelles Notizbuch hinausgeht.
  • Um Listen in digitaler Form anzulegen, bietet sich beispielsweise das Programm Wunderlist an.
  • Wenn Sie alle relevanten Aufgaben, die Sie erledigen wollen, außerdem in getrennten Listen erfassen wollen, so könnte der Aufbau dabei in der minimalsten Variante wie folgt aussehen:
    • @Arbeit: Für alles, was mit der Arbeit zu tun hat.
    • @Privat: Alle Ihre persönlichen Aufgaben.
    • @Irgendwann/Vielleicht: Eine Liste mit Dingen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von Relevanz sind.
  • Als Ablagesystem bietet sich für digitale Dateien ein einfaches Ordner-System auf Ihrem Computer oder innerhalb einer Cloud an.
  • Für das Dokumentieren von wichtigen Terminen bieten sich solche Kalender wie der Google Kalender, 30 Boxes, Outlook oder auch Thunderbird an.

In den nächsten Beiträgen werde ich Ihnen genauer verraten, wie Sie die oben angeführten digitalen Werkzeuge auf eine sinnvolle Art für Ihr persönliches Selbstmanagement in der Pflege nutzen können und worauf es dabei ankommt. Dranbleiben lohnt sich also auf jeden Fall!

Quellenangabe zum Titelfoto:

Foto: tadnkat / www.flickr.com

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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