Kommentare zu: Depression verstehen: Entscheidend ist die innere Haltung http://dzd.blog.uni-wh.de/depression-verstehen-entscheidend-ist-die-innere-haltung/ Wissen aus der Demenzfoschung Sat, 03 Nov 2018 20:13:45 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=3.9.26 Von: maklug http://dzd.blog.uni-wh.de/depression-verstehen-entscheidend-ist-die-innere-haltung/#comment-50 Mon, 23 Oct 2017 14:36:23 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=7681#comment-50 Hallo Susanna,

ich haben den Autoren dieses Beitrags, Herrn Christian Müller-Hergl, Deine Fragen vorgelegt. Hier seine Antworten:

Antwort zur 1. Frage:
Natürlich gibt es innere Zusammenhänge von Depressivität und Borderline, aber auch Zusammenhänge mit einer Vielzahl anderer psychischer Erkrankungen. Frühkindliche Traumatisierungen sowie eine Dysbalance zwischen Autonomie und Bindung bilden den Bodensatz vieler psychischer Erkrankungen. Allerdings handelt es sich bei Borderline um eine Persönlichkeitsstörung, also eine Achse 2 Störung. Darunter versteht man psychoorganische Syndrome 2. Ranges: nicht so sehr im kognitiven und mnestischen Bereich, sondern in der Wahrnehmung, den Denkinhalten, der Emotionalität, der Persönlichkeit, des Sozialverhaltens. Kennzeichen der Persönlichkeitsstörungen ist es, dass die Personen ihre Symptome ich-synton erleben, also kein Gefühl haben, krank zu sein oder etwas Abnormes zu erfahren. Achse 1 Störungen (z.B. Depressivität) fallen in der Regel sehr viel gravierender aus und werden als fremd, eben als etwas Krankhaftes erfahren. Allerdings: Viele Borderliner erleben auch schwere Depressionen.
Typisch für die Borderline-Störung ist ja das hin- und her Schwingen zwischen 2 Beziehungsmodi: dem Bedürfnis nach Symbiose, gefolgt von massiver Ab- und Entwertung. Die betroffenen Personen können keine stabile Beziehung aufbauen. Das kann man so von Menschen mit Depression nicht sagen. Allerdings gefährden auch Menschen mit Depression ihre Beziehungen durch die beschriebenen Muster, die durchaus einzelnen Symptomen der Borderline-Störung entsprechen können.

zur 2. Frage: bei früh ansetzenden Störungen handelt es sich um strukturelle Störungen, welche die Balance zwischen kortikalen und limbischen Strukturen bleibend ‚fehlverdrahten‘. Aufgabe ist es , einen ‚gepflegeten Umgang‘ mit den eigenen Neurosen zu finden, insbesondere die Ich-Strukturen zu stärken, um Angstimpulsen besser widerstehen und sie kognitiv ‚einfangen‘ zu können(das nennt man dann ‚mentalisieren‘). Die Fehlverdrahtung wird dadurch nicht beseitigt, aber einigermassen kompensiert. Andere positive emotionale Erfahrungen legen quasi ‚Ersatzschaltungen‘ an: Neurogenese kann also die Stressreaktionen modulieren, aber: amydaläre Netzwerke vergessen nie, heisst: die Gefahr, dass die alten Ängste wieder aufbrechen, ist nie von der Hand zu weisen. Kurz: man muss sich lebenslang bewußt um sich kümmern und bleibt verletzbar, geht mit einer erhöhten Vulnerabilität durchs Leben.

Ich hoffe, Ihnen dadurch etwas geholfen zu haben

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Von: susanna http://dzd.blog.uni-wh.de/depression-verstehen-entscheidend-ist-die-innere-haltung/#comment-49 Sat, 21 Oct 2017 20:28:36 +0000 http://dzd.blog.uni-wh.de/?p=7681#comment-49 Hallo, der Text ist wirklich aufschlussreich und interessant.

Ich kann irgendwie den Zusammenhang zwischen der Überschrift und dem Gesamttext nicht richtig verstehen…

Was mir aufgefallen ist, ist das dieser Text aber ebenso die Entstehung der “Borderline-Störung” erklären könnte.

Nahe zu identisch sind die Erklärungen…dies macht mich etwas stutzig.

Gibt es da einen Zusammenhang bzw. eine Erklärung?

Und wie lässt sich das Dilemma der frühen Störung der Bindung denn beheben, oder ist dies gar nicht möglich?

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Susanna

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