Das kleine ABC der Emotionen: Virtuelles E-Book kurz vor dem Abschluss

Unser laufendes E-Book “Das kleine ABC der Emotionen” steht kurz vor dem Abschluss. In dieser Woche gibt es zahlreiche Vorträge und Interviews als Video. Geballtes Wissen aus Medizin, Psychologie, Neurobiologie und Pflegewissenschaft zum Umgang mit Emotionen in der Versorgung von Menschen mit Demenz.

Teil 1:

DAS KLEINE ABC DER EMOTIONEN

Wissenschaftliche Grundlagen zum Umgang mit Emotionen: Demenz besser verstehen

Kognitionswissenschaft und Neurobiologie

In diesem Kapitel werden wir grundlegende Erkenntnisse aus der modernen Emotionsforschung näher beleuchten. Wer Emotionen in der Pflege von Menschen mit Demenz besser erkennen will, sollte sich zunächst mit der Kognitionswissenschaft und Neurobiologie unserer Emotionen vertrauter machen. Wie hat sich die moderne Emotionsforschung bis heute entwickelt? Wie werden Emotionen in unserem Gehirn verarbeitet? Und wie wirkt sich eine Demenzform wie Alzheimer auf die Verarbeitung der Emotionen aus? Derartige Fragen beleuchten wir in diesem Kapitel. Dazu kommt ein Glossar mit wichtigen Begriffen aus der Kognitionswissenschaft und Neurobiologie zum besseren Verständnis.

Pflegewissenschaft und Psychologie

Neben grundlegenden Erkenntnissen aus Kognitionswissenschaft und Neurobiologie zu der Frage, wie unsere Emotionen funktionieren, geht in der Pflegewissenschaft auch um den praktischen Bezug. Im Falle der Demenzpflege ist die Praxis allerdings durch viele besondere Herausforderungen gekennzeichnet. Emotionen sind beispielsweise nicht immer klar erkennbar, wenn Menschen in der Pflege an Demenz leiden. In drei zusammenhängenden Beiträgen stellt der Demenzexperte Christian Müller-Hergl den Bezug zur Pflegepraxis her, in dem er wichtige Erkenntnisse aus Pflegewissenschaft und Psychologie auf spezielle Herausforderungen in der Versorgung und Betreuung von Menschen mit Demenz anwendet.

Der Umgang mit Emotionen im Pflegealltag: eine Frage der Perspektive

Wie man in die Welt der Menschen mit Demenz eintritt, ist immer eine Frage der Perspektive. Zuweilen macht es Sinn, verschiedene Perspektiven miteinander zu vergleichen, um das eigene Unterscheidungsvermögen im Umgang mit Emotionen in der Pflegepraxis weiter zu verfeinern. Wir tauchen nun in diese Welt aus der Sicht eines Clowns und eines Arztes näher ein. Es geht um ungewöhnliche Beobachtungen und Bindungsverhältnisse.

Teil 2:

DAS KLEINE ABC DER EMOTIONEN

Video-Beiträge zur Tagung “Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen bei Demenz”

Am 28. Februar 2014 fand die Tagung “Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen bei Demenz” vom Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke statt. Es ging darum das Thema der Emotionen als ein Kernthema in der Begegnung, in der Auseinandersetzung mit Demenzbetroffenen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

Zu den Grundlagenvorträgen gehörten an diesem Tag der Vortrag “Demenz und Emotionen – Wichtige Ergebnisse der Forschung aus neurobiologischer Perspektive” von Prof. Dr. Martina Piefke (Lehrstuhlinhaberin Neurobiologie und Genetik des Verhaltens an der Universität Witten/Herdecke) und “Demenz und Bindung – Die Bedeutung von Beziehung für die Arbeit mit Menschen mit Demenz” von Dr. Wilhelm Stuhlmann (Arzt für Psychiatrie und Neurologie). Während Piefke grundlegende Zusammenhänge zwischen dem Erkennen von Emotionen und Demenz aus neurobiologischer Perspektive vermittelte, etwa zur Emotionsverarbeitung des zentralen Nervensystems bis hin zu der Frage, was Neurobiologie und Pflege von Demenbetroffenen miteinander zu tun haben, stellte Stuhlmann in seinem Vortrag das Bindungskonzept vor. “Das Bindungskonzept ist ein integratives Konzept”, so Stuhlmann, “in dem neurophysiologische, neurobiologische, verhaltens- und entwicklungspsychologische Aspekte miteinander verbunden und praktisch in der Arbeit mit Menschen mit Demenz umgesetzt werden”.

Im Vortrag “Demenz und Emotionen – Wichtige Ergebnisse der Forschung aus neurobiologischer Perspektive” ging Prof. Dr. Martina Piefke (Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens) auch auf die Frage ein, welche Areale im Gehirn im besonderen Maße für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.

Neben diesen Grundlagenvorträgen hielt der Clown und Autor Ulrich Fey einen Vortrag zu der Frage “Warum braucht es den Clown? Beziehungsarbeit und Humor”, bei dem er überzeugend anhand zahlreicher plastischer Beispiele darlegen konnte, inwieweit der Clown bedingt durch seine Sonderstellung im Pflegekontext einen wichtigen Beitrag zum Umgang mit Emotionen leisten kann. Wenn die Kognition eingeschränkt ist, wird Nähe zunehmend wichtiger und dabei gibt es für den Clown an sich keine Tabus. Beispiel von Fey dazu: Eine Bewohnerin im Pflegeheim, die er einmal als Clown besuchte, erzählte ihm, dass sie gerne sterben wolle. Reaktion des Clowns: “Wir können das ja üben. Also legen Sie sich mal hin, als ob sie gestorben wären. Ich komm rein und guck, ob das gut aussieht”.

Weiterhin präsentierte Dr. Marion Bär (Kompetenzzentrum Alter am Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg) präsentierte an diesem Tag das Projekt DEMIAN – ein Konzept zur emotionalen Förderung von Menschen mit Demenz im Pflegealltag. Da die Emotionsfähigkeit von Menschen mit Demenz weitgehend erhalten bleibt, steht bei DEMIAN das Fördern von positiven Emotionen in Alltagssituationen im Vordergrund; etwa durch das Herausstellen von Aufgaben, die Freude bereiten, oder durch Erinnerungen, die positive Assoziationen auslösen.

Zum Abschluss der Tagung stellten Christian Müller-Hergl und Marcus Klug (beide DZD) im „Dialog: Eine pflegerische Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz“ verschiedene Fallbeispiele vor, die zusammen mit dem Publikum rege diskutiert wurden, etwa ein Fallbeispiel, in dem ein an Demenz erkrankter Mann einen anderen Bewohner im Pflegeheim drangsaliert. Die Frage dazu: Ab wann sollten Pflegende in eine derartige Konfliktsituation eingreifen?

Hier eine Auswahl an Videos zu der Tagung “Gefühle lesen. Erkennen von Emotionen bei Demenz”:

Eindrücke zur Tagung in der Form einer Slideshow

Der Eröffnungsvortrag von Detlef Rüsing (Leiter des DZD)

Demenz und Bindung: Vortrag von Dr. Wilhelm Stuhlmann aus medizinischer Sicht

Interview mit Dr. Wilhelm Stuhlmann

Das Projekt DEMIAN: Vortrag von Dr. Marion Bär aus gerontologischer Sicht

Interview mit Dr. Marion Bär

Fallbesprechung zum Umgang mit Emotionen: Christian Müller-Hergl und Marcus Klug

Quellenangabe zu den Fotos:

Foto: Kai Mattler / www.flickr.com

Foto: www.alzheimer-forschung.de/images/user-images/alzheimer-krankheit/illustrationen/Anatomie_des_Gehirns_gross.jpg

Foto: Mark L. Edwards / www.flickr.com

Foto: fabio.dilupo / www.flickr.com

Foto: tom / www.flickr.com

Foto: Jürgen Appelhans

Marcus Klug arbeitet aktuell als Kommunikationswissenschaftler und Social Media Manager am Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) und betreut dort das Projekt Wissenstransfer 2.0. Das Projekt wurde bereits mit dem Agnes-Karll-Pflegepreis 2013 ausgezeichnet. Sein Schwerpunkt liegt auf Wissenskommunikation im Social Web. Daneben betreibt er als hauptverantwortlicher Redakteur seit Mai 2012 zusammen mit Michael Lindner Digitalistbesser.org: Plattform für Veränderung und lebenslanges Lernen. Kontakt: marcus.klug@uni-wh.de.

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